RageXX
Till Deaf Do Us Part
043. Psychotic Waltz - Into the Everflow
Was könnte man über dieses Werk noch schreiben, was nicht schon an anderer Stelle ausgeführt wurde? Der PW-Zweitling krachte relativ zeitnah nach dem "Images & Words"-Prog-"Urknall" in meine Welt - und war auf eine Art durchaus dem Traumtheaterwerk ähnlich und doch völlig anders: natürlich sind sie da, diese vertrackten, verschachtelten und fordernden Elemente, die auch aus New York kamen - und doch verfügt die Musik von Psychotic Waltz über ein weiteres Element: Tiefe. Überdies verstecken sich die Dream Theater doch recht offensichtlichen Chorusse hier unter einem musikalischen Deckmantel, den es zu lüften gilt. Der atmosphärische Beginn von und mit "Ashes" führt in die Irre, denn schon mit "Out of Mind" geht es auf eine abgefahrene, teils schon jazzige (!) Reise. Dazu fließen Elemente ein, die durchaus dem Thrash-Genre entliehen scheinen - und über all dem thronen die gigantischen Vocals von Buddy. "Into the Everflow" ist spätestens ab "Out of Mind" ein Album zum Erarbeiten, im absolut positiven Sinne. Es wirkt wie ein dunkler, fast schon bedrohlicher Trip in die Tiefe, der Dich - wenn er denn einmal zugepackt hat - nicht mehr loslässt. Das Album verfügt über eine unterschwellige Härte, es greift nie wirklich offensiv an, sondern gräbt sich sukzessive ins Bewusstsein, "Tiny Streams", der Titeltrack, das grandiose "Butterfly" - vielleicht haben Waltz geahnt, dass man auf dieser Schiene eigentlich gar kein besseres Album machen kann. Was bleibt ist ein forderndes, ja, schon epochal zu nennendes Stück Prog-Metal, das in dieser Form schwerlich zu toppen sein dürfte. Hat man sich gegenüber dem Debut nun komplett neu erfunden oder einfach vorhandene Pfade weiter ausgeweitet? Knifflige Frage...
"Butterfly" - https://www.youtube.com/watch?v=DgeZSozTT_8
"Freakshow" - https://www.youtube.com/watch?v=hV0n9ANct9I
042. Shadow Gallery - Carved in Stone
Kann man die Dramaturgie vom Klippenhänger toppen? Von den ersten Klängen bis zum perfekten Finale des fast Neunminüters bekommt man perfekt arrangierten Prog-Rock(Metal) serviert. Was sich auf dem bereits bärenstarken Debut andeutete fand auf "Carved in Stone" einen ersten Höhepunkt. Orchestral gestaltete Songs, deren Frickelfaktor sich in Grenzen hält, deren Chorarrangements dafür um so mehr aufhorchen lassen und gerne an 70er Queen denken lassen. Auf "Carved..." findet sich nicht ein schwaches Stück Musik, sondern ausschließlich Ohrenschmeichler, die wahlweise zum Träumen oder zum Mitwippen einladen. Dazu dieser einfach unfassbare Gesang von Mike Baker, der die Songs (trotz auch hier eher magerer Produktion) regelrecht atmen und leben lässt. "Crystalline Dream", "Alaska", "Warcry" - es folgt ein Prog-Hit auf den nächsten, gekrönt vom Geisterschiff, einem Longtrack der Extraklasse, der alle Qualitäten der zunächst eher - äh - "gerafften" Songs auf Breitband entfaltet. SG lassen Soundtrack/Klassik/Rock/Metal-Elemente förmlich fließend in- und übereinander gleiten, selbst ein frickeliges Solo ist nie nur eine Zurschaustellung von Talent oder ein Muskelspiel, sondern fügt sich in den Gesamtkontext des jeweiligen Songs ein. "Carved in Stone" ist nach dem Erstling ein fettes Ausrufezeichen - weitere sollten folgen....
"Cliffhanger" - https://www.youtube.com/watch?v=_U7Bd959q6Q
"Don't ever cry, just remember" - https://www.youtube.com/watch?v=cqKfIQ2fXTk
041. Civil Defiance - The Fishers for Souls
Hier mache ich es mir einfach und kopiere aus meinem "Aufgelegt"-Faden von einst:
Ähnlich wie die in diesem Thread bereits erwähnten Black Symphony sind auch Civil Defiance eine progressiv ausgerichtete US-Metal-Band mit arg progressivem Einschlag. "The Fishers for Souls", erschienen 1996, ist eine Wundertüte an musikalischen Ideen und weit mehr als Metal von der Stange.
Das Intro "Whirring Jar" mündet in "Days of Rain" - in Summe ergibt dies eine Art "Over the Hills and far away" im Metal-Gewand, ich denke, diese Bezeichnung passt gut. Hätte als Soundtrack für Braveheart fantastisch funktioniert. "Death to the Clown" rifft sich brutal und gewaltig in die Gehörgänge, hier braten die Klampfen, ehe es in einem eher ruhiger gehaltenen Teil in Sachen Strophe weitergeht um dann in einem schon thrashig zu nennen Chorus zu explodieren. Psychedelische Einsprengsel verleihen dem Stück eine besondere Eigenständigkeit.
"Man on Fire" ist dann Thrash - ohne Wenn und Aber, na gut: mit jazzigen Zutaten. Geht nicht? Geht wohl! Mag in manchen Ohren seltsam klingen, ist aber im besten Sinne abgefahren und speziell für Watchtower-Jünger sicher mehr als interessant. Mit "A dry white Season" folgt eine rund 6minütige, ruhige und erneut recht jazzige Komposition, die die bislang recht präsente Härte des Albums auflöst: zusätzlich mit Streichern und einer akustischen Gitarre unterlegt klingt der Song ein wenig wie die Filmmusik zu einem düsteren Arthouse-Film. Allerdings vielleicht auch nicht jedermanns Sache.
Das folgende "Faith" lässt dann die Sonne aufgehen: auch hier kaum eine Spur von Metal, eher ein Hardrocksong mit einer leicht folkloristischen Attitüde, tolle Gesangsspuren. Live wäre das garantiert Granate. "Dreams die fast" kehrt dann zurück zu dem Muster, thrashige Elemente mit ruhigen Passagen zu paaren, auch hier fließen wieder so einige her psychedelische Momente mit ein, im Kontext mit den Lyrics ein ganz großes Stück Kino, zumal es dennoch gelingt, hier eine gewisse Eingängigkeit hervorzuzaubern. "Man in the Moon" beendet ein großartiges Album mit einer Art Ballade: Aufbau hier von ruhig bis hin zu einem epischen Finale, auch hier sind wieder Streicher mit von der Partie.
"The Fishers for Souls" ist mehr als ein Album: es ist ein Kunstwerk, ein Kleinod, weit, weit über den Tellerrand des Üblichen hinaus, aufregend, spannend, progressiv, psychedelisch, thrashig, metallisch, jazzig, folkig....und sogar emotional. Das Ganze ist dann auch noch mit einer Produktion gesegnet, die im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum herausholt. Eine Melange, die man in dieser Form nur sehr selten serviert bekommt und deshalb: ja, das Ding ist 10 Punkte wert.
Dem kann ich auch aus heutiger Sicht einfach nichts hinzufügen. Ein wirklich außergewöhnliches Album. Und daher auch in seiner vollen Pracht verlinkt, denn allein die Eröffnung auseinander zu reißen...ne, geht gar nicht.
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