Platz 4:
Dream Theater - When Dream and Day Unite, 1989
Rock Hard Nr. 31:
Stellt Euch vor, Yngwie Malmsteen und Rising Foece-Keyboarder Anders Johansson gründen zusammen mit den Rush-Recken Geddy Lee und Neil Peart ne Band`. Bei einigen Nummern wirkt Geoff Tate als Gastsänger mit. Selbst dieses Projekt könnte wahrscheinlich nicht so gut sein wie das Debüt von DREAM THEATER., einer Band, die auch nur halbwegs aufmerksamen ROCK HARD-Lesern unter dem Namen MAJESTY ein Begriff sein sollte. Schließlich haben wir das Qunitett in der letzten Ausgabe auf 1 ½ Seiten abgefeiert, das Advance-Tape dieses Albums so gut wie geschlossen ins unsere Playlists genommen und bestimmt die letzten zwei Monate (fast) nichts anderes mehr gehört. Unglücklicherweise mußten sich die Herren Petrucci, Myung, Dominici, Moore und Portnoy noch kurz vor dem Release ihres Sußerdebüts umbenennen, da irgendwelche Penner aus Las Vegas ohne Plattenvertrag sich bereits den Namen Majesty habe rechtlich schützen lassen. Sehr schade, denn hier paßte der Name der Band wie die Faust aufs Auge. Es kommt schließlich selten vor, daß sich fünf Supermusiker zusammenfinden, die dann auch noch in der Lage sind, eine homogene Band zu bilden. Bei DREAM THEATER stehen nicht ein Soloartist, sondern A.L.L.E. Musiker im Vordergrund. Bei den acht (größtenteils überlangen) Stücken toben sich die Jungs gut aus und zeigen mal, was sie auf den Musikschulen so alles gelernt haben. Absolut faszinierend ist zum Beispiel das Spiel von Drummer Mike Portnoy, der wirklich fast alles vom Leder zieht, was ein moderner Schlagzeuger können muß. Das gleiche gilt fr Keyboarder Kevon Moore, der sich geile Duelle mit Ausnahmegitarrist John Petrucci liefert und den Sound des Quintetts alles andere als „verweichlicht“ – im Gegenteil. Bassist John Myung tritt auch immer wieder aus dem Schatten seiner Mitmusiker heraus und Sänger Charlie Dominici kann man nun wirklich auch nicht überhören; diese klare Stimme, irgendwo zwischen Geddy Lee und Geoff Tate, ist einfachbklasse und läßt den alten Frontmann Chris Collins komplett vergessen. Wer jetzt glaubt, daß „When Dreams and Day Unite“ ein Sammelsurium an Soloeinlagen ist… - falsch! Zwar sollte man sich die Platte schon ein bißchen öfter anhören, da DREAM THEATER unzählige Breaks, Tempiwechsel (hier und da sogar etwas Doublebass) und komplizierte Harmonien aneinanderreihen, aber es sind echte Songs, die da aus den Boxen tönen. Songs die ungeheure Spannungsmomente enthalten und einen noch wirklich bis zur letzten Sekunde mitreißen. Ausgesprochen gelungen sind z.B. die beiden eingängigen Stücke „Status Seeker“ (Singleauskopplung) und „Afterlife“, deren starke Melodien sofort ins Ohr gehen. Die übrigen Songs wachsen nach mehrmaligem Hören zu Giganten, ob nun die Instrumentalnummer „The Ytse Jam“, der Opener „A Fortune in Lies“, „The Killing Hand“, „Light Fuse and Get Away“, „The Ones Who Help To Set The Sun“ oder „Only A Matter of Time“.
Ich könnte jetzt noch stundenlang weiterschwärmen und werde mit dieser Kritik eh nur wenige erreichen. DREAM THEATER spielen ihre Instrumente zwar „hart“, dürften aber im herkömmlichen Sinne kaum als „heavy“ gelten. Insofern also für alle Thrasher völlig uninteressant. Auch wer HM nur hört, weil man dabei so schön headbangen kann, sollte lieber DM 20,- in die neue U.D.O. investieren. DREAM THEATER sprechen qualitätsbewußte Hardrocker an, also diejenigen, für die Gruppen wir Fates Warning, Watchtower und Rush das absolut Größte und ausgeklügeltes Songwriting bzw. wahnsinnige musikalische Fähigkeiten noch eine Form der Kunst sind. „When Dreams and Day Unite“ wird eines Tages mal den Status eines Kultalbums haben und DREAM THEATER werden den Platz von Rush einnehmen, wenn Lee & Co. eines Tages die Gicht in die Knochen kriecht. Hier ist ausnahmsweise die Höchstnote gefragt: 10.
Holger Stratmann (10 Punkte, Album des Jahres, Beste Redaktions-Note aller Zeiten)
Impaler666:
Ich habe es schon mal erzählt. Das Album war auf Platz 1 der Redaktionscharts in der Jubiläumsausgabe Rock Hard Nr. 50. Daraufhin habe ich "When Dream and Day Unite" mit 2-3 anderen Alben zusammen "blind" bestellt. Als die Lieferung kam, hat mein Thrasher-Ego die CD aufgeklappt, hat ein paar Männer in Sakkos gesehen und eine Schublade aufgemacht: Poser! CD ungehört ins Regal gestellt. Es muss in den Weihnachts- oder Faschingsferien im Winter 91/92 gewesen sein. Bis dahin hatte ich das Album nie wieder in der Hand. Es stand eine Ausfahrt mit meinem Skiverein an. Aufstehen um 4:30 Uhr. Dank Vorfreude war ich schon um 4 Uhr wach. Bis es losging, gab ich dem Album eine Chance. Und ab diesem Moment kann ich sagen, dass in meinem Metaller-Leben nichts mehr so war wie vorher. Es war eine Offenbarung! Zu Beginn hatte mich "Status Seeker" am Haken. Und nach dem Trainingslager wurde das Gesamtwerk entdeckt. Und die Liebe hält bis heute an. Definitiv eines der wenigen davor/danach-Alben meines Lebens!
Meine Top3 gibt es nach den Feiertagen! Schöne Weihnachten allen Lesern meiner Liste!

