Kiss z.B. wären nicht annähernd so groß geworden, wären sie in den 90 gegründet worden, in Jeans und T- Shirt aufgetreten und sich nicht geschminkt hätten, von der gigantischen Bühnenshow ganz zu schweigen!
Schwierig. Sooo groß vielleicht nicht. Ja, ich bin alt genug mich an den voll maskierten Bravo-Starschnitt zu erinnern - ABER ich würde mal behaupten, dass die auch ohne den ganzen Popanz groß geworden wären, weil eben auch eine unfassbare Hit-Dichte am Start war.
Eternal Champion sind auch eigenständig, weswegen sie auch eine wesentlich höhere Reichweite besitzen als andere NWOTHM-Bands. Aber die Band ist nicht so aktiv, auf ein neues Album wird sehnlichst gewartet. Da haben Hammerfall mehr Arbeit in ihre Musik investiert.
Wenn immer wieder mehr oder weniger das gleiche Album aufzunehmen, Arbeit bedeutet: Okay. Ich ziehe die Kreativität von Eternal Champion aber eindeutig vor.
So richtig Schlager sind wohl auch Sabaton nicht
Sagen wir so: Ich würde mir lieber ein dreistündiges Andrea-Berg-Konzert in der Frontrow reinziehen, als mir zehn Minuten einer Show dieser unerträglichen Plastik-Alu-Scheiße anzutun. Für mich ist die Band die personifizierte Zumutung. Nicht, weil sie Mainstream ist (was sie ist) - sondern, weil sie sich der Aura des Metals bedient, nur um die großartigste Musikrichtung dieser Welt ansonsten aufs Allerübelste zu desavouieren.
WIe relevant sind heute noch Chartplatzierungen?
Für Promoter: schon noch. Für alle anderen: Das ist soooo 80er!
Ist die Band Satan mainstream, weil vier mal SC Sieger bei uns? Oder weil jeder Satan kennt?
Hier triggert man mich aber an der ganz falschen Stelle - denn dass diese Band nicht mal locker an zwei Abenden in Folge die Alsterdorfer ausverkauft, ist ein Skandal. Dies mal vorweg. Mir fällt aber so auf die Schnelle keine andere Band ein, die von Einstellung, Auftreten etc. weniger Mainstream als diese Jungs sind. Das sind Jungs aus Newcastle, die als einzigen Gott neben dem des Metal Alan Shearer durchgehen lassen, kein Pint ungetrunken stehen lassen und mit einer fast schon provozierend unprätentiösen Art eine urmetallische Göttergabe nach der anderen aus dem Ärmel schütteln.
Das alles bringt mich und uns der Beantwortung der Ausgangsfrage nicht näher, zumindest für das Jahr 2022 nicht. In den 80ern und 90ern (ja, ich bin ein alter Sack) war die Sache klar: Mainstream waren die Jungs mit den Zuckermelodien fürs Hit-Radio (bis hin zu unbekannteren Bands wie die ziemlich geilen Baton Rouge z.B.) oder tendenzielle Stümper, die mehr Zeit darauf verwendeten, ihr Image zu pflegen ("Wir haben schon halb Kalifornien durchgevögelt und nehmen uns jetzt die zweite Hälfte vor") als irgendwas Substanzielles mit Musik zu machen. Ich denke da etwa an Poison, aber auch Mötley Crue. Underground war zunächst so ziemlich alles, was auf Megaforce, Metal Blade und anfangs sogar Noise rauskam - wie man aber den ganzen Kram zwischen diesen beiden Polen nennen sollte: keine Ahnung.