So, nun aber mal was zum neuen Magnum-Album "Lost on the Road to Eternity".
Kurz: ich bekomme das Ding momentan nur schwerlich aus dem Player. Das liegt daran, dass es der Band selten gelungen ist, trotz stets hochwertiger Werke einen solch gelungen Querschnitt durch die eigene Diskographie vorzulegen und
trotzdem irgendwie runderneuert zu klingen.
Nun etwas länger:
- Bob Catley singt nicht mehr so bemüht wie auf den beiden Vorgängerwerken, wo sein Gesang bisweilen arg an Grenzen stieß. "Lost...." zeigt den guten Bob mit seiner stärksten Gesangsleistung seit "On the 13th Day". Mag mehrere Gründe haben, welche ist auch Wurst, der Gesang "schmeichelt" und erzählt wieder mehr und "kratzt" weniger.
- Das Songwriting ist ein Querschnitt durch (fast) alle Magnum-Phasen, speziell bei "Peaches and Cream", aber auch "Without Love" (ich weiß, ich hab weiter vorn im Forum geschrieben, das Ding klinge belanglos...ist mir mittlerweile selbst kaum mehr erklärbar wie ich darauf kam) fühlt man sich an die späten 80er/frühen 90er erinnert, "Forbidden Masquerade" hätte auf Chase the Dragon stehen können, "Storm Baby" (ich gebe zu, der Titel hat mir regelrecht Angst gemacht...) ist die geilste Magnum-(Halb-)Ballade seit "The Flood", der Titeltrack hat etwas schon fast musical/soundtrackhaftig Neues für Magnum Verhältnisse. Das kosmische Kabarett und der König der Welt (Parallelen zu "Born to be King" oder sogar eine gewollte oder ungewollte Fortsetzung des Themas? Wer weiß...) sind eher "modernes" Magnum-Breitwandkino im Stil der letzten Scheiben, "Glory to Ashes" und "Show me your Hands" hätten auch auf "Vigilante" oder dem "Storyteller...." eine gute Figur gemacht.
- Die Songs sind irgendwie gut hintereinander angeordnet von der Reihenfolge her (ok, wird die Shuffle- bzw. Streamer oder MP3-Hörer im Zweifel vielleicht weniger interessieren...), es ist Abwechslung drin, die das Album spannend macht, weil keine gleichförmigen Songs hintereinander stehen. Das mag jetzt ein subjektiver Eindruck sein, aber bei beiden Vorgängeralben habe ich das irgendwie anders empfunden.
- Die Keys! Verdammt, wer hätte das gedacht, aber der neue Mann an den Tasten ist eine reine Frischzellenkur für den Magnum-Sound: hier mal ein wenig "Sound of the 80's" (irgendwo stand ein Vergleich mit Harold Faltermeyer zu lesen, ganz so weit würde ich vielleicht nicht gehen, aber es passt schon irgendwie...), dann wieder Breitwandsound wie im Titeltrack, dann wieder eher auf die Magnum-Frühphase reduziert ("Forbidden Masquerade") - selten hat ein Besetzungswechsel (dem ich sehr, seeehr skeptisch gegenüber stand) derart gut funktioniert. Chapeau!
All diese Punkte zusammen genommen ergeben für mich momentan 9 (!) Punkte. Man bemerkt die lange Spielzeit der CD nicht einmal, weil es einfach kurzweilig ist, diesem Album zu lauschen. Das Gesamtpaket ist einfach rund und vielseitig.
Beide Vorgängeralben sind weit davon entfernt als schlechte Werke durchzugehen ("Schlecht" geht nicht bei Magnum
), aber es war Zeit, die Stilistik ein wenig aufzubrechen (Gesang, zu breitwandiges Format, ein "Rocker" wie "Crazy old Mothers", der in früheren Zeiten eher Ausschussware gewesen wäre...) - und genau das tut "Lost..."
Noch ein paar Worte zu Herrn Sammet und seinem Gastauftritt:
Jeder hat seine Feindbilder, aus welchen Gründen auch immer. Fakt ist aber auch, dass der gute Tobi (wer mag darf das "gute" nun auch in Anführungszeichen setzen) ein sehr guter Songwriter und nicht zuletzt ein technisch guter (mancher mag ein "sehr" davor setzen) Sänger ist - ob man seine Stimme und seine Art nun mag oder nicht. Mir persönlich gefällt zumindest "Ghostlights" besser als das letzte Ayreon-Werk, weil es einfach entschlackter ist und tatsächlich die ansprechenderen Songstrukturen hat - dafür mag mich nun schlachten wer will, denn ich schweife ohnehin ab....
Das Duett im Titelsong der Magnum-Scheibe wäre nun nicht zwingend notwendig gewesen, da sich das Stück aber ohnehin ein wenig wie ein (guter) Avantasia-Track anhört ist es in sich stimmig und nicht störend, dass der Tobi da seinen Senf dazu gibt.