Impaler666
Till Deaf Do Us Part
So, lange hat's gedauert, aber hier kommen endlich die nächsten drei Plätze:
99. COLOSSEUM - Valentyne Suite (1969)
Nach Procol Harum nun also eine weitere sehr frühe Prog-Band, die häufig eher dem Jazzrock zugeordnet wird, mit ihrer Mischung aus Rock, Jazz, Blues und Klassik-Elementen in den späten 60ern aber das noch sehr junge Genre des Prog Rock zumindest mit wichtigen Impulsen bereichert und es sicher mitgeprägt hat.
Gegründet 1968 von Saxofonist Dick Heckstall-Smith und Schlagzeuger Jon Hiseman veröffentlichte die Band bereits 1969 mit ihrem zweiten Album ihr Meisterwerk, gerade was die Suite-artige, seitenfüllende Komposition auf der B-Seite angeht. Die A-Seite besteht aus 4 kürzeren Stücken, die allesamt eine groovige Mischung aus Rock, Jazz und Blues (letzteres vor allem beim passend benannten, zusätzlich mit Streichern ergänzten „Butty‘s Blues“ prägend, sowie, etwas dezenter, noch bei „Elegy“).
Aber die dreiteilige „Valentyne Suite“ ist Kernstück dieses Albums, größtenteils ist das fast 17-minütige Stück rein instrumental, nur im zweiten Teil gibt es lautmalerischen Chorgesang.
Musikalisch über weite Strecken getragen von Dave Greenslades Orgel und Jon Hisemans Schlagzeug, während Heckstall-Smith mit seinem Saxofon Akzente setzt (und auch das immer wiederkehrende Hauptthema mitträgt). Der Bass begleitet dabei meist recht unauffällig, und die Gitarre ist lange Zeit kaum (gar nicht?) zu hören, soliert dann aber um so wilder im sich langsam aber stetig steigernden letzten Teil (in dem auch mehr Bläser zu hören sind). Wer den (späten) 60ern gegenüber nicht ganz abgeneigt ist, sollte dieses Album zumindest kennen.
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98. HEAVEN‘S CRY - Primal Power Addiction (2002)
Ich weiß, für andere (gefühlt alle) ist das Debüt der Band ihr Meisterwerk. Dennoch wird dieses Album das einzige der Kanadier in meiner Liste bleiben, denn ich habe das schon immer anders gesehen.
So gut ich "Food For Thought Substitute" auch finde, die Produktion wirkt extrem kraftlos/dünn, die Keyboard-Sounds klingen für mich teilweise billig bis nervig und selbst kompositorisch hat bei mir der Nachfolger (wenn auch knapp) die Nase vorn.
Beim Zweitling hat die Band in meiner Wahrnehmung keine der eben genannten Defizite mehr, der Sound ist druckvoll und transparent und auch der Gesang klingt irgendwie kraftvoller (das Coverartwork sieht außerdem auch sehr viel weniger billig als das des Debüts aus). Die manchmal leicht funkigen Elemente des Erstlings treten hier noch mehr in den Vordergrund, ohne der Musik ihre metallische Power zu nehmen.
Mit „Primal Power Addiction“ ist der Band damals wirklich ein eigenständiges Werk gelungen, das trotz vieler vertrackter Rhythmen auf seine Art irgendwie merkwürdig eingängig ist und zu dem mir irgendwie keine direkten Vergleiche einfallen (großer Pluspunkt). Ich hatte es viele Jahre nicht mehr gehört, aber im Zuge dieses Threads mal wieder rausgekramt und wurde tatsächlich positiv überrascht (obwohl ich es eine Weile wirklich recht oft gehört habe, aber wenn man das über 10 Jahre nicht mehr macht, kann man ein Album schon mal wieder vergessen, sofern es nicht zu den absoluten Alltime-Faves seit der Jugend gehört).
"Komma" ist wohl mein Lieblingssong des Albums (dieser Rhythmus im härteren Teil macht mich wahnsinnig):
https://www.youtube.com/watch?v=GTIA2sTaT3k
97. DREAM THEATER - Metropolis pt. 2: Scenes From A Memory (1999)
Euch muss ich wahrscheinlich nicht viel über dieses Album erzählen.
Interessant ist vielleicht, dass ich seit 1994 Fan der Band war (bzw. bereits spätestens 1993 durch MTV, wo häufig Musikvideos zu „Pull Me Under“ und „Take The Time“ liefen, auf Dream Theater aufmerksam gemacht wurde und die Sachen auch bereits irgendwie sehr geil fand, wegen der dominanten Keyboards allerdings erstmal noch nicht gleich einen Kaufreiz verspürte. 1994 kamen dann aber endlich erst das Debüt und dann auch "Images And Words" in die Sammlung). Auf „Awake“ mochte ich dann bei Erscheinen nur etwa die Hälfte der Songs und hatte später (vor allem durch „Falling To Infinity“) das Interesse an der Band fast komplett verloren.
Umso überraschter war ich, als mir im Januar 2000 ein Kumpel das aktuelle Album „Metropolis Pt. 2“ vorspielte. Das waren wieder die Dream Theater, die ich kennen- und lieben gelernt hatte!
Wobei es hier auch (zum Glück) einige für mich unerwartete Neuerungen gab, wie z.B. die Gospel-Elemente, das irgendwie punkige Anfangsriff von „Beyond This Life“ oder auch der extrem orientalisch anmutende Anfang von „Home“ inklusive Sitarklängen (?).
Ich habe diese Scheibe übrigens vielleicht nur wegen dieses Listenwahns mal wieder aufgelegt - insgesamt sind Dream Theater nämlich in meiner Gunst schon sehr lange nicht mehr so hoch angesiedelt, war viele Jahre regelrecht übersättigt von ihrem Stil (wobei ich die recht schroffen Alben „Six Degrees Of Inner Turbulence“ und „Train Of Thought“ damals noch sehr frisch fand und viel gehört habe. Danach ging es mit meiner Leidenschaft für die Band aber bergab und die letzten 5 Alben habe ich gar nicht mehr gekauft).
Bin froh, angeregt durchs Forum auch dieses großartige Album mal wieder gehört zu haben!
Für mich nach dem grandiosen Debüt ziemlich eindeutig das zweitbeste DT-Album (ja, vor „Images And Words“, dass mir, trotz aller Klasse, inzwischen zu steril klingt)!
Krass! Halbes Jahr Funkstille und dann Metropolis Pt. 2 auf Platz 97! Das scheint ne weitere spannende Liste zu werden.