[Top of the Progs - 50 Meisterwerke] - progges Liste

6. Pain of Salvation: Remedy Lane

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„Remedy Lane“ ist ein Meisterwerk und eins der besten Prog-Metal-Alben aller Zeiten. „Remedy Lane“ gelingt, was nur die ganz Großen dieses Genres schaffen, und spielt sich in dieser Hinsicht in einer Liga mit Gottheiten wie Fates Warning und Psychotic Waltz ab: Das Album bietet vollendeten Ganzkörperprog. „Remedy Lane“ spricht den Geist an, ist vertrackt, verspielt, vielschichtig. Jeder Hördurchlauf offenbart neue Details, Arrangements und Spieltechnik sind superinteressant, der Stimmumfang und die Myriaden an Stimmfacetten von Daniel Gildenlöw atemberaubend.
Gleichzeitig steckt „Remedy Lane“ voller Seele. Düsternis und Melancholie liegen wie ein Schleier über dem Albumgerüst und bilden einen emotionalen roten Faden, egal ob im forschen oder balladesken Bereich. Das schafft einem einen sofortigen Zugang, Technik und Prog hin oder her.
Und die Texte! Die Texte!! Wie oft habe ich mich durch diese losen und chronologisch ungeordneten Kapitel gewühlt, die Beziehungsgeschichte ihres Protagonisten aufgesogen, der – so sagt Gildenlöw selbst es ja – identisch mit ihrem Autor ist. Und es ist eine Geschichte, die von der Schönheit („This Heart Of Mine“) in den Abgrund führt, an dessen tiefster Stelle die Erfahrung steht, seine Partnerin an der Decke aufgeknüpft zu finden („Rope Ends“). Oder geht es noch tiefer? „A Trace Of Blood“ ist eins der ganz, ganz, ganz wenigen Musikstücke dieser Welt, die mir Tränen in die Augen treiben, schon als ich selbst noch nicht Vater war, seitdem erst recht. Das alles findet in einer unmittelbaren, nur sporadisch mit Metaphorik angereicherten Sprache statt, die gar nichts von proggiger Denkerlyrik hat. Es fehlen jedewede Referenzen auf größere, allgemeine Zusammenhänge, auf Gesellschaft, Menschheit oder sonstwas (dafür gibt es dann andere POS-Alben), es ist einfach nur von vorn bis hinten ein hochnotpersönlicher Seelenstriptease, und gerade darum so bewegend.
Alles in allem: Besser wurde es bei POS – trotz vieler weiterer hochkarätiger Alben – nicht. Und besser geht es in dem Bereich auch nicht.

32. Pain of Salvation: 12:5

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Live-Alben haben in meiner Prog-Phase eine große Rolle gespielt, für diese Liste habe ich sie aber ausgespart – bis auf dieses, weil es eine Zwitterstellung hat. Es ist kein stofflich neues Album, denn das Material zu dieser CD bot ja der Backkatalog der Band. Doch als Unplugged-Album ist es auch kein konventionelles Live-Album, zumal nicht nur die Instrumentation, sondern alles an den Songs einer Neubetrachtung unterzogen wurde – Harmonik, Aufbau, Atmosphäre. Was auch anders als bei Standard-Live-Alben ist, ist die überschaubare Publikumsgröße, durch die man sich beinahe bei einer Familienveranstaltung fühlt. Und es ist, verdammichnochmal, ein oft entspanntes, lockeres Album, was für eine Band, bei der es sonst meist um Tragödien geht, nochmal auf eine werkimmanente Weise progressiv ist. Wenn mir das ganze Drama und Bedeutungsschwangere bei POS zuviel wird, kann ich doch bei PSO bleiben, denn dann gibt es dieses Album. Perfekt.
 
42. Vanden Plas: Far Off Grace

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Das Album erschien 1999 nahezu zeitgleich mit der „Scenes …“ von Dream Theater und habe ich auch im selben Atemzug auf meiner Prog-Pirsch kennengelernt. Insofern waren Vanden Plas mit auslösend für mein Interesse am „klassischen“ Prog Metal. Im Unterschied zu Dream Theater habe ich sie auch mehrmals live gesehen, darunter 2002 auf dem BYH!!! Ich schrieb um 2000 rum als adoleszenter Spross für ein kleines unbedeutendes Fanzine, das nichtmal ein reines Metal-Mag war, und Horst (RIP) hat uns tatsächlich jahrelang als ernstzunehmende Presse akzeptiert, was ein toller Zug war. Allerdings habe ich nicht gerafft, was eine Presseakkreditierung bedeutet, und mir dennoch meine ersten zwei Festivaljahre ein eigenes Ticket geholt. Da ich damals noch keinen PC besaß, schrieb ich meinen Festivalbericht per Hand und ein Freund tippte ihn ab.
So habe ich Vanden Plas 2002 im Alter von 18 Jahren wahrgenommen: „Eine Band wie Vanden Plas hat es zwischen traditionellen Acts wie Saxon, Jag Panzer oder Gamma Ray auf einem traditionellen Metalfestival sicher schwer, sich als nicht traditionelle Kost darbietende Live-Band neue Freunde zu holen, dementsprechend extrovertiert versuchten die Schwaben (Schwaben? Seit wann liegt Kaiserslautern im „Ländle“? – Anm. Redaktion) sich entgegen diverser dubioser Prog-Klischees zu geben. Mit erstklassigem Liedgut von drei superben Scheiben im Rücken (u.a. „Rainmaker“, „Ionic rain“ und „Cold wind“; das „Colour Temple“-Debüt blieb unangetastet) zog die Band dann auch wirklich erstaunlich viel Publikum vor die große Bühne, die sich auch von den oftmals nicht zu hörenden Keyboardschwaden Günther Wernos und der angeschlagenen Stimme von Andy Kuntz nicht vom Klatschen abhalten ließen. Trotzdem halte ich das Material des Quintetts für eindeutig Club-kompatibler.“
Und 2024? An „Far Off Grace“ mag ich heute wie damals die Mischung aus tollen Hooks und Riff-betonter Heaviness. Mein Highlight ist „Into the Sun“.
 
45. Steve Hackett: Beyond The Shrouded Horizon

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Junge Gitarristen leiden ja häufig an einer ausgeprägten Frickelitis, dem Drang, der Welt ihre Fingerfertigkeit nachzuweisen. Beispiele gibt es in diesem Unterforum hinreichend, heißt es. Steve Hackett, Baujahr 1950, gehört nicht zu dieser Schule, zeigt aber akute Symptome einer analogen Krankheit alter Gitarristen, nämlich des Morbus Kosmopolitus, dem Drang, der Welt die eigene Gewandheit in allen Stilen dieser Erde nachzuweisen. "Beyond The Shrouded Horizon" ist das ungefähr fünfhundertachtzigtausendste Album Hacketts, war aber 2011 mein erstes von ihm. Gleichzeitig ist es der letzte Ausläufer meiner Proglauschlaufbahn (ha, nehmt dieses Wort und verlest euch, ist auch Prog) geworden und fiel in eine Zeit, als ich schon längst - Moment, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, Weltenbummelei. Das Album wildert in Genesis-Pomp ("The Phoenix Flown"), zeigt in Richtung Flamenco ("A Place Called Freedom"), bietet Fernostskalen ("Two Faces Of Cairo") und indische Sitar-Sounds ("Waking To Life"), um schlussendlich auch Hardrock ("Prairie Angel") und Blues ("Catwalk") betont cool, ja: etwas zu betont cool, mitzunehmen. Und das alles mit einer lässig hochgezogenen Augenbraue, die sagt: "Jungspund, du hast nicht ernsthaft bezweifelt, das ich das auch draufhab', oder?" (Hab' ich nicht, wenn du so fragst. Ich kannte ja vorher nichts von dir und hatte daher keine Erwartungshaltung.)
Und ich verneige mich in Ehrfurcht. Nicht, weil mich die weltmännische Pose beeindruckt, sondern weil "Beyond The Shrouded Horizon" trotz des stilistischen Wildwuchses nicht wie eine postmoderne Zitatmontage wirkt. Denn der reduzierte Gesang von Hackett bündelt das Album ebenso wie die immer etwas melancholische, aber dabei stets optimistische Stimmung.
Zugegeben, manche gesäuselte Gesangslinie ist arg prätentiös - doch was in einem Song der Grenze zum Kitsch sehr nah kommt ("Looking For Fantasy"), hält in einem anderen genau die richtige Balance aus Anspruch und Ohrenschmeichelei: Die ersten Minuten von "Loch Lomond" metern mit perfekt arrangiertem mehrstimmigen Schmusegesang und klagenden Akustikgitarren eine dicke Gänsehaut auf den Rücken. Und weitere warme Harmonien verteilen sich so gleichberechtigt als Widerhaken über das ganze knapp einstündige Album, dass bis zum augenzwinkernden Kuddelmuddel "Turn This Island Earth" an dreizehnter und letzter Stelle emotionales Abschalten unmöglich ist.
So, jetze hamwa fast alle Songs durch, oder? Ein Album, das mich bis heute nach jedem Durchgang eigentümlich glücklich zurücklässt. Alter, du hast's echt drauf.
 
Eine Traumreise durch die Welt von Gazpacho

Warum?

Im nächsten DF erscheint ein Artikel namens "Der Gazpacho-Skandal" der kompletten Redaktion, in dem kritisch thematisiert wird, dass es im DFF nur wenige Erwähnungen von Gazpacho gibt, und die sich auch weitestgehend auf denselben Thread und User konzentrieren. Ich vermute, der hier ist gemeint.
Es werden wohl über die Geschichte zwei Moderatoren des Forums ausgewechselt oder wurden es schon, ich weiß es nicht genau. Ein Sonderheft namens "DF Maniacs" mit ganz neuen Schreiberlingen ist als Testballon erschienen, falls der Skandal weitere personelle Konsequenzen verlangt. (In dem benannten Heft auf S. 123, "Wer wir sind", linke Spalte, dritter Absatz, letzter Satz ist eine Anspielung auf den Skandal versteckt. Ersetzt "Jeder" durch "Niemand" und den kompletten Satz ab "jemanden" durch "Gazpacho". Ihr wisst, was ich meine.) Irgendeine Verbindung zum Rücktritt Bidens von der Präsidentschaftskandidatur gibt es auch, kenne den DF-Artikel noch nicht im O-Ton.
Das hier soll den Artikel, der gerüchteweise reißerisch auf Clickbait abzielt, aber doch auch einen wahren Kern hat, mit etwas sachlicher Information flankieren.

Wann?

In ihrer ersten Phase, die drei Alben umfasste, spielten Gazpacho dieses von @Vauxdvihl benannte feine Mischgewebe zwischen Prog und Alternative Rock, schon anspruchsvoll, aber mit knackigen Liedlängen, konsequent Rhythmus-angetrieben und insgesamt sehr kompakt. Sie wurden von Marillion mit auf Tour genommen, was ihrem Bekanntheitsgrad dienlich war, veröffentlichten später auf KScope, wo ja auch andere Bands dieser Richtung zuhause sind.
Mit "Night" begann eine neue Phase, die sich über vier Alben bis "March of Ghosts" erstreckte, die SloMo-Phase. Merkmale: Repetitive Arrangements, langsame Gangart, längere Stücke, dominante Keyboards, Schwerpunkt auf Atmosphäre. In der Phase konsolidierte sich ein Grundsubstrat des Bandsounds, das es bis heute gibt.
Mit "Demon" starteten Gazpacho in eine Experimentierphase, die bis inkl. zum bis dato letzten Album "Fireworker" reicht. Hier kam dann je nach Album etwas Neues zum Substrat obendrauf: Percussions, Elektronika, Samples, Chöre.

Was?

Gazpacho sind kein lupenreiner Prog, oft verschmust, oft eingängig, und ganz, ganz, ganz melancholisch. Ich liebe abgöttisch ihre sanften, Momente, wenn die Tür plötzlich zufällt und die weite, laute Welt bleibt draußen, wenn die wunderbare Stimme von Jan-Henrik Ohme nur noch dezent umflossen wird von Synthies und es ist nur noch Innerlichkeit da, und Nachdenklichkeit. "The Wizard of Altai Mountains" ab min1:20, "Space Cowboy" ab min0:00, "Sapien" ab min7:10, "Mary Celeste" ab min5:40, "What Did I Do" ab min0:00, "Missa Atropos" ab min3:15, "She's Awake" komplett, das sind Momente zum Raus- und Runterbeamen.
Gazpacho sind mehr als Melancholie. Sie haben z.B. auch eine folkige, eine bedrohliche und eine hymnische Seite. Aber diese sind nachgeordnet. Wenn man durch die Diskographie wandelt, wird man kaum einen Song finden, der eins davon, nicht aber außerdem noch melancholisch ist.

Wie?

Ich mag alle Phasen, die erste aber nur oberflächlich. Dass mein beide Lieblinge in der reichen Diskographie von Gazpacho aus der SloMo-Phase kommen, ist ... na ja, Doomster halt.

8. Gazpacho: Tick Tock

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Mein Einstieg in die Welt von Gazpacho war dieses Album, genaugenommen das Stück „Tick Tock (part III)“, das 2009 auf einem Sampler des Eclipsed-Progporn-Magazins zu finden war, wo das Album auch Monatssieger im Soundcheck wurde. Der Einstieg in das Album ist mit „Desert Flight“ relativ rockig und auch darüber hinaus ist es vermutlich das Album mit den am härtesten verzerrten Gitarren aus der Gazpacho-Welt, was aber nichts an der introspektiven Ausrichtung ändert. Es bietet massenhaft traumhaft schöne Hooks, bewegte und bewegende Folkmelodien von Violinenspieler Mikael Kromer und eine wohlige Seelenwärme. 10/10.

7. Gazpacho: Night

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Der Vorgänger „Night“ leitete die SloMo-Phase ein, genaugenommen der Opener "Dream of Stone", der schon deshalb ein Statement ist, weil er rund siebzehn Minuten dauert und seine Ideen sehr langsam entwickelt. Aber wir Doomster wissen, dass Emotionen Schnecken sind, denen ein Song Zeit geben muss, damit sie seinen Arrangements hinterherkommen. Das Album hat noch mehr urbane Late Night als sein Nachfolger, weniger Folkanteile, aber dieselbe Dichte an umwerfenden Melodien. 10/10.

Wtf?

Progporn is a licenced brand.

Gern geschehen. Bin auf den Artikel gespannt.
 
Eine Traumreise durch die Welt von Gazpacho

Warum?

Im nächsten DF erscheint ein Artikel namens "Der Gazpacho-Skandal" der kompletten Redaktion, in dem kritisch thematisiert wird, dass es im DFF nur wenige Erwähnungen von Gazpacho gibt, und die sich auch weitestgehend auf denselben Thread und User konzentrieren. Ich vermute, der hier ist gemeint.
Es werden wohl über die Geschichte zwei Moderatoren des Forums ausgewechselt oder wurden es schon, ich weiß es nicht genau. Ein Sonderheft namens "DF Maniacs" mit ganz neuen Schreiberlingen ist als Testballon erschienen, falls der Skandal weitere personelle Konsequenzen verlangt. (In dem benannten Heft auf S. 123, "Wer wir sind", linke Spalte, dritter Absatz, letzter Satz ist eine Anspielung auf den Skandal versteckt. Ersetzt "Jeder" durch "Niemand" und den kompletten Satz ab "jemanden" durch "Gazpacho". Ihr wisst, was ich meine.) Irgendeine Verbindung zum Rücktritt Bidens von der Präsidentschaftskandidatur gibt es auch, kenne den DF-Artikel noch nicht im O-Ton.
Das hier soll den Artikel, der gerüchteweise reißerisch auf Clickbait abzielt, aber doch auch einen wahren Kern hat, mit etwas sachlicher Information flankieren.

Wann?

In ihrer ersten Phase, die drei Alben umfasste, spielten Gazpacho dieses von @Vauxdvihl benannte feine Mischgewebe zwischen Prog und Alternative Rock, schon anspruchsvoll, aber mit knackigen Liedlängen, konsequent Rhythmus-angetrieben und insgesamt sehr kompakt. Sie wurden von Marillion mit auf Tour genommen, was ihrem Bekanntheitsgrad dienlich war, veröffentlichten später auf KScope, wo ja auch andere Bands dieser Richtung zuhause sind.
Mit "Night" begann eine neue Phase, die sich über vier Alben bis "March of Ghosts" erstreckte, die SloMo-Phase. Merkmale: Repetitive Arrangements, langsame Gangart, längere Stücke, dominante Keyboards, Schwerpunkt auf Atmosphäre. In der Phase konsolidierte sich ein Grundsubstrat des Bandsounds, das es bis heute gibt.
Mit "Demon" starteten Gazpacho in eine Experimentierphase, die bis inkl. zum bis dato letzten Album "Fireworker" reicht. Hier kam dann je nach Album etwas Neues zum Substrat obendrauf: Percussions, Elektronika, Samples, Chöre.

Was?

Gazpacho sind kein lupenreiner Prog, oft verschmust, oft eingängig, und ganz, ganz, ganz melancholisch. Ich liebe abgöttisch ihre sanften, Momente, wenn die Tür plötzlich zufällt und die weite, laute Welt bleibt draußen, wenn die wunderbare Stimme von Jan-Henrik Ohme nur noch dezent umflossen wird von Synthies und es ist nur noch Innerlichkeit da, und Nachdenklichkeit. "The Wizard of Altai Mountains" ab min1:20, "Space Cowboy" ab min0:00, "Sapien" ab min7:10, "Mary Celeste" ab min5:40, "What Did I Do" ab min0:00, "Missa Atropos" ab min3:15, "She's Awake" komplett, das sind Momente zum Raus- und Runterbeamen.
Gazpacho sind mehr als Melancholie. Sie haben z.B. auch eine folkige, eine bedrohliche und eine hymnische Seite. Aber diese sind nachgeordnet. Wenn man durch die Diskographie wandelt, wird man kaum einen Song finden, der eins davon, nicht aber außerdem noch melancholisch ist.

Wie?

Ich mag alle Phasen, die erste aber nur oberflächlich. Dass mein beide Lieblinge in der reichen Diskographie von Gazpacho aus der SloMo-Phase kommen, ist ... na ja, Doomster halt.

8. Gazpacho: Tick Tock

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Mein Einstieg in die Welt von Gazpacho war dieses Album, genaugenommen das Stück „Tick Tock (part III)“, das 2009 auf einem Sampler des Eclipsed-Progporn-Magazins zu finden war, wo das Album auch Monatssieger im Soundcheck wurde. Der Einstieg in das Album ist mit „Desert Flight“ relativ rockig und auch darüber hinaus ist es vermutlich das Album mit den am härtesten verzerrten Gitarren aus der Gazpacho-Welt, was aber nichts an der introspektiven Ausrichtung ändert. Es bietet massenhaft traumhaft schöne Hooks, bewegte und bewegende Folkmelodien von Violinenspieler Mikael Kromer und eine wohlige Seelenwärme. 10/10.

7. Gazpacho: Night

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Der Vorgänger „Night“ leitete die SloMo-Phase ein, genaugenommen der Opener "Dream of Stone", der schon deshalb ein Statement ist, weil er rund siebzehn Minuten dauert und seine Ideen sehr langsam entwickelt. Aber wir Doomster wissen, dass Emotionen Schnecken sind, denen ein Song Zeit geben muss, damit sie seinen Arrangements hinterherkommen. Das Album hat noch mehr urbane Late Night als sein Nachfolger, weniger Folkanteile, aber dieselbe Dichte an umwerfenden Melodien. 10/10.

Wtf?

Progporn is a licenced brand.

Gern geschehen. Bin auf den Artikel gespannt.
Mist! Bei so einem flammenden Plädoyer komme ich wohl nicht umhin, mich mit dieser Kapelle über kurz oder lang mal zu befassen. Genialer Text, werter @progge.
 
Ja, toller Text, aber bei der Band hat es irgendwie nie "Klick" gemacht. Ich hatte "March of Ghosts", "Demon" und das Live-Album "London", aber irgendetwas hat mir immer gefehlt. Oft versucht, aber letztlich doch gescheitert.
 
Ja, toller Text, aber bei der Band hat es irgendwie nie "Klick" gemacht. Ich hatte "March of Ghosts", "Demon" und das Live-Album "London", aber irgendetwas hat mir immer gefehlt. Oft versucht, aber letztlich doch gescheitert.
Forever failure, sagt die Doom-Lehre. Solange wir uns darauf einigen können, dass es an dir liegt, nicht an der Band, ist doch alles gut.:)
 
Forever failure, sagt die Doom-Lehre. Solange wir uns darauf einigen können, dass es an dir liegt, nicht an der Band, ist doch alles gut.:)
Klar, darauf können wir uns einigen. Ich hatte eigentlich damals gehofft, dass das Live-Album den Durchbruch bedeutet, aber irgendwie war auch das nicht der Fall. Na ja, so läuft das manchmal. Man kann nicht alles mögen.
 
+ + + R E G E L B R U C H + + +

36. Dead Soul Tribe: A Murder of Crows

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Hier muss ich aufpassen, dass ich das nicht so verhunze wie damals „Craft“ von Soul Cages. Als ich zum Jahresanfang meine Prog-Liste erstellt habe, hatte ich den Eindruck, dieses Album müsste mit rein. Aber das ist jetzt zehn Monate her und ich weiß nicht mehr, was mich damals geritten hat. Ich fand „A Murder of Crows“ 2005 sehr gut, klar, aber auch nicht so überschwänglich gut wie andere Alben in der Liste, selbst deutlich weiter hinten platzierte, und biographische Marker verbinde ich auch nicht damit.
Nee, gutes Ding, aber nicht reif für die Liste.
Ich nachnominiere hiermit für Platz 36 meiner Liste „Between Flesh and Divine“ von Asia Minor.

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Wie im OP schon geschrieben, habe ich die Band überhaupt erst dieses Jahr beim Durchskippen eurer Listen entdeckt, in dem Fall der von @Pavlos, also eigentlich viel zu spät für so ein persönliches Ranking, dass ja eine gewisse historische Bewährung der Alben voraussetzt. Die hat es nicht, klar, aber für mich etwas anderes Wichtiges. Es hat mich daran erinnert, warum ich diese Musikrichtung mal so liebte. Und bei Gottvati: Nie hätte ich mir träumen lassen, dass 2024 mein meistgehörtes Album ein Prog-Album sein würde, schon gar nicht ein für mich neues.
Nach wie vor habe ich kein vollständiges Bild davon, was diese Richtung Prog alles kann. Aber das macht es spannend. Wenn es einen Stil gibt, in den ich irgendwann zurückkehre, wenn ich erwachsen bin, was noch ein paar Jahrzehnte dauern kann, wird es sicher Prog sein, und dann war ein Türöffner zurück in den Prog dieses Album von Asia Minor. Wetten dass? Und wenn das dann mal nicht historische Bewährung ist!

- - - R E G E L B R U C H - - -
 
5. Arcturus: Sideshow Symphonies

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Thema Grenzgänger. Aber so richtig dann auch wieder nicht. Als ich das Album anno 2005 rauf und runter hörte, ärgerte ich mich jedenfalls für die Band, dass die primäre Zielgruppe, nämlich die Prog-Gemeinde, vermutlich kaum Notiz davon nehmen wird, weil doch scheinbar Black Metal-Blut am Bandnamen klebt. Also, dass alle es mal lesen, die es bisher nicht wussten: Überirdisch. Geiles. Album.
"Sideshow Symphonies" ist der Softie unter den Arcturus-Alben. Etwas Alibi-Kreischen gibt es in "Hibernation Sickness Complete" und etwas Alibi-Blastbeats in "White Noise Monster", ansonsten performen Arcturus hier einen emotionalen, eingängigen Bombast-Metal, der seinesgleichen sucht, fern aller Standards, Synthie-dominiert wie sonstwas, mit einem Simen Hestnæs in Hochform und am Ende einfach kongenial. Nahezu jeder Track auf diesem Album bietet merkfähige Hooks ("Shipwrecked Space Pioneer" und "White Noise Monster" sind 10/10-Punkte-Hits), weiträumige Klangteppiche und Weltraum-Dramatik, die eine gewisse Spur Kitsch immer mitdenkt, sie aber durch Elemente wie die Klapsmühlenoutfits der beteiligten Musiker, hysterisches Gelächter, schräge Presswurstgesangspassagen oder den ikonischen Rülpser in "Deamonpainter" bricht, so dass man immer ein intelektülles Alibi in der Hinterhand hat, wenn man es sich erlaubt hat, sich von Wunderschönheiten wie dem Mann/Frau-Duett im letzten Drittel von "Evacuation Code Deciphered" ganz naiv und atavistisch berühren zu lassen. Soviel Ernst wie nötig, so viel Unernst wie möglich. Oder andersrum? Egal.
Und diese ebenso poetischen wie albernen Texte erst, die sich - nach meiner Interpretation - weitestgehend darum drehen, im Weltraum verloren zu gehen.

Now that I am shipwrecked
A piece of shit falling
Through space and time
Moaning oh why oh why did not I
Just stop in time

Oder:

Two old drunks sharing the same cup
A pair of fools sailing where no wind blows
A band of burglars stealing traces from their long lost shoes

Oder:

In a room without view I cold-sweat and drew
My theories of everything and anything would do
Reading the mind of mankind's deamon

Dieses Album nimmt einen auf völlig kluge Art und Weise gefangen und ist für mich ein Referenzwerk im – im weiteren Sinne – Prog Metal.

16. Arcturus: The Sham Mirrors

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Thema Grenzgänger wieder. Hier nun doch ein wenig. "The Sham Mirrors", der Vorgänger des o.g. Wunderwerks, geht grundsätzlich in eine ähnliche Richtung, ist aber noch etwas gitarrenlastiger und dadurch Metal-mäßiger. Mit "Radical Cut" gibt es sogar nochmal richtigen Sinfonic-Black-Metal. Das Album nicht ganz so eingängig, und von einem anderen Sänger angeführt, wobei Kristoffer Rygg nicht minder herrlich wie sein Nachfolger ist. Der Hammer z.B. die Melodie in "Nightmare Heaven" nach der ersten Strophe bei ca. 00:35min ("Their feet no longer underground" etc.), oder die Hook von "Ad Absurdum" oder wenn in "Star-Crossed" nach 2min der Gesang einsetzt oder, oder, oder … Geht gesanglich nochmal etwas mehr in eine Richtung, die man aus dem klassischen Prog Metal kennt, auch weil die Überspitzungen des Nachfolgers fehlen.
Generell eine Band, die nie ein schlechtes Album veröffentlicht hat und ich zum Glück auch mal live erwischt habe (PSOA 2016).
 
23. Queen: Innuendo

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Bevor es zur Pole Position der Liste geht, nochmal ganz zurück auf Anfang.
Ich gestehe zunächst, anno 2024 keine Lieblingsfarbe, kein Lieblingsessen und auch keine Lieblingsband zu haben. Aber das war mal anders und die erste Lieblingsband meines Lebens waren Queen, in meiner Proto-Metal-Phase 1996/1997. Ich selbst war schlanke 13 Jahre und es war das erste Mal, dass ich mich gezielt mit einer Band mit allem Drum und Dran auseinandersetzte und sie in ihren verschiedenen Phasen schätzte, wobei ich bis heute nur einen Bruchteil der Queen-Alben kenne. Bezugsquelle Nummer eins war das Internet (gabbet nicht), Musikmagazine (kannte ich nicht), die Leipziger Stadtbibliothek (ausnahmsweise mal nicht) ein Schulfreund, der wiederum einen Queen-begeisterten Papa hatte. Über die doppelte Ecke habe ich meine CDs und Infos bekommen und während ich bei manchen bis heute glaube, dass sie so hinhauen – Freddie Mercury hatte indische Wurzeln, konnte super tanzen und war schwul –, bin ich mir bei anderen unsicher: Leute, spielt Brian May wirklich statt mit einem Plektrum mit einem Knopf? Ernstgemeinte Frage.
Neben dem Rahmen aus Titeltrack und „Show …“ sind es besonders die Balladen „Don’t Try So Hard“ und „Bijou“ (mit einem der schönsten Gitarrensoli ever), die mich bis heute begeistern, woran natürlich Freddie einen großen Anteil hat.* Unfassbarer Sänger, nicht weniger als göttlich.

*Wobei, so natürlich ist es nicht. Zu große Varianz eines Sängers hat für mich schnell was von Musical (pfui), Zirkus, übermäßiger Affektiertheit, da fehlt mir der Markenkern. Insofern fällt Überperformer Freddie, der einfach alles singen kann, auf dem Papier eigentlich nicht in mein Beuteschema. Na ja, Papier ist geduldig.
 
23. Queen: Innuendo

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Bevor es zur Pole Position der Liste geht, nochmal ganz zurück auf Anfang.
Ich gestehe zunächst, anno 2024 keine Lieblingsfarbe, kein Lieblingsessen und auch keine Lieblingsband zu haben. Aber das war mal anders und die erste Lieblingsband meines Lebens waren Queen, in meiner Proto-Metal-Phase 1996/1997. Ich selbst war schlanke 13 Jahre und es war das erste Mal, dass ich mich gezielt mit einer Band mit allem Drum und Dran auseinandersetzte und sie in ihren verschiedenen Phasen schätzte, wobei ich bis heute nur einen Bruchteil der Queen-Alben kenne. Bezugsquelle Nummer eins war das Internet (gabbet nicht), Musikmagazine (kannte ich nicht), die Leipziger Stadtbibliothek (ausnahmsweise mal nicht) ein Schulfreund, der wiederum einen Queen-begeisterten Papa hatte. Über die doppelte Ecke habe ich meine CDs und Infos bekommen und während ich bei manchen bis heute glaube, dass sie so hinhauen – Freddie Mercury hatte indische Wurzeln, konnte super tanzen und war schwul –, bin ich mir bei anderen unsicher: Leute, spielt Brian May wirklich statt mit einem Plektrum mit einem Knopf? Ernstgemeinte Frage.
Neben dem Rahmen aus Titeltrack und „Show …“ sind es besonders die Balladen „Don’t Try So Hard“ und „Bijou“ (mit einem der schönsten Gitarrensoli ever), die mich bis heute begeistern, woran natürlich Freddie einen großen Anteil hat.* Unfassbarer Sänger, nicht weniger als göttlich.

*Wobei, so natürlich ist es nicht. Zu große Varianz eines Sängers hat für mich schnell was von Musical (pfui), Zirkus, übermäßiger Affektiertheit, da fehlt mir der Markenkern. Insofern fällt Überperformer Freddie, der einfach alles singen kann, auf dem Papier eigentlich nicht in mein Beuteschema. Na ja, Papier ist geduldig.
Freddie war Parse und Brian May spielt tatsächlich mit einem Geldstück anstelle eines Plektrums bzw. hat dies in der Vergangenheit getan. Ansonsten: toll geschrieben, wie immer. Die fehlenden Queen-Alben dringend noch checken, dabei einen Bogen um "Hot Space" und "Flash Gordon" machen.

Edit zu Brian May: leider hat mein Vater mit mir keine Gitarre im Mc Gyver-Stil gebastelt, die nun ein paar Millionen Pfund wert ist - allerdings: MICH will auch sicher Niemand spielen hören :D .
 
Freddie war Parse und Brian May spielt tatsächlich mit einem Geldstück anstelle eines Plektrums bzw. hat dies in der Vergangenheit getan. Ansonsten: toll geschrieben, wie immer. Die fehlenden Queen-Alben dringend noch checken, dabei einen Bogen um "Hot Space" und "Flash Gordon" machen.
Danke für die Infos! Hatte mit dem Suchbegriff "Knopf" keinen Erfolg bei Google, mit der Münze klappt es besser.

Ich habe eine Kenntnislücke bei den ganzen 80er-Alben, von den Singles mal abgesehen.
"Innuendo" heute mal wieder zu hören, hat mir tatsächlich Lust gemacht. Erfahrungsgemäß sind bei progge anno 2024 die melancholischen Songs Türöffner. Kannst du das was empfehlen aus der Periode?
 
Danke für die Infos! Hatte mit dem Suchbegriff "Knopf" keinen Erfolg bei Google, mit der Münze klappt es besser.

Ich habe eine Kenntnislücke bei den ganzen 80er-Alben, von den Singles mal abgesehen.
"Innuendo" heute mal wieder zu hören, hat mir tatsächlich Lust gemacht. Erfahrungsgemäß sind bei progge anno 2024 die melancholischen Songs Türöffner. Kannst du das was empfehlen aus der Periode?
"The Miracle"! Gerade, wenn Du melancholische Songs magst, dann ist der Rausschmeißer "Was it all worth it" schon von kaum einem weiteren 80er Queen-Song zu toppen - quasi der noch kämpferischer, kleine Bruder von "The Show must go on". Berücksichtigt man, dass Freddie zum Zeitpunkt der Aufnahmen des "Miracle"-Albums bereits von seiner Erkrankung wusste (und somit sein Quasi-Todesurteil kannte), dann ist das noch mal anders zu gewichten. Ich empfehle die unlängst erschienene Sonderedition des Albums, obschon ich solche Monstereditionen im Regelfall nicht brauche, hier aber werden unfassbar tolle Rohversionen geliefert.

80er Queen haben sonst eher wenig Melancholie zu bieten, sieht man vom allseits bekannten "Who wants to live forever" ab...
 
49/50

1. Marillion: Marbles
2. Marillion: Brave


Exposition

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Marillion also. Wo fange ich an? Ich habe sie 1998/1999 auf dem für mich damals üblichen Weg kennengelernt und fand sie mehr faszinierend als gut, aber faszinierend genug, dass ich mir „Brave“ brannte. „Brave“, das ist Verletzlichkeit, Abendrot, eine gewisse Dumpfheit, Geheimnis. Seitdem legte ich das Album fünf Jahre lang regelmäßig auf, immer – trotz einer vorläufigen emotionalen Andockung – mit dem Gefühl, die Band noch nicht verstanden zu haben, aber schon einer Ahnung davon, dass es mich umwerfen könnte, wenn ich eines Tages reif wäre, sie zu verstehen.

Durchführung

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Das Verstehen kam dann mit „Marbles“ 2004. Und es warf mich um. Was dieses Album mit mir gemacht hat, hat kein anderes Album geschafft, auch im Doom nicht. „Marbles“ war eine gigantische Emotionserfahrung, ein Tor in meine Seele, ging tiefer in mich ein als alles, was ich bis dahin und seitdem kennengelernt habe, etc.pp. Denkt euch die Superlative eures Vertrauens bzw. eigenen Leib-und-Magen-Albums aus, so geht es mir mit diesem. Ich kann gar nicht sinnvoll beschreiben, was auf dem Album passiert, weil ich doch den Punkt nicht treffen würde. Mir ist egal, dass das Album Pop-Elemente hat, dass Steve Hogarth weinerlich klingt und dass es nicht rockt. Ich habe „Marbles“ auf einer Ebene wahrgenommen, auf der all das keine Rolle spielt. „Marbles“, das ist Schmerzen, Ozeanrauschen, eine gewisse tragische Ironie, Unausweichlichkeit. Das Album wurde innerhalb von Tagen so sehr Teil von mir, dass kein Tag ohne „Marbles“ ein Tag mit mir selbst gewesen wäre. Zu der Zeit stieg ich über fünf, sechs Wochen täglich eine Stunde früher auf, damit ich erstmal ohne Nebenbeschäftigung dieses Album durchhören konnte (Single-CD-Fassung). Alles, was ich sonst an Musik besaß, wurde dagegen banal. Ich schrieb damals einem Freund, dass „wer `Marbles´ nicht kennt, denkbarerweise Musik in ihrer Breite, Höhe und Tiefe nicht kennt“.

Reprise

Ich wurde für eine Weile zum Marillion-only, habe im Jahr 2004 fast keine andere Band gehört und in den Folgejahren bis ca. 2007 soviel Marillion wie alle anderen Bands zusammen. Mit der Erfahrung von „Marbles“ kehrte ich auch zu „Brave“ zurück und als wäre es das Selbstverständlichste der Welt öffnete sich mir nun auch dieses Album, und peu a peu all die anderen Alben der h-Marillion. Zu jedem dieser Alben fallen mir biographische Marker ein, die ich mit ihnen verbinde – Umzug, Auslandsstudium, Frauengeschichten, Tode, die ganze Palette. Ich infizierte meine Schwester mit dem h-Virus, wir besuchten nach viel Zögern und Zaudern (Geht solche Musik live?) zusammen ein paar Marillion-Konzerte, darunter Advent 2007 in Köln auf der „Somewhere Else“-Tour mit unfassbarer Setlist. „Living With the Big Lie“, „The Fruit of the Wild Rose”, „Out of This World”, „Somewhere Else”, „Seasons End”, „Quartz”, „Neverland”, alle an einem Abend, der schiere Wahnsinn. Ich hätte heulen können, meine Schwester tat es.

Coda

Meine Marillion-Hochphase ging bis etwa 2011. Dann kam in meine Biographie recht viel Bewegung und in dem Atemzug habe ich mein altes Ich überholt und u.a. Marillion abgestoßen. Alle Alben, die seitdem erschienen sind, stehen auch hier im Schrank, aber die ganz großen Emotionen von damals lösen Marillion bei mir nicht mehr aus.
Ich bin selbst kurz zusammengezuckt, als ich für diesen Text meinen eigenen Diskographie-Check der h-Marillion im entsprechenden Thread durchsah und da die Punkte bis auf 2/10 runtergehen. Das war 2021, mit über zehn Jahren emotionaler Abstandsgewinnung. In meiner Marillion-Hochphase wäre kaum ein h-Album (mit Ausnahme von „Radiation“, die ich nie mochte) unter 8,5 Punkten weggekommen, die meisten zwischen 9 und 11.
Marillion mit Fish? Gut, aber in meiner Welt nur unter „ferner liefen“.
Wie dem auch sei. Als ich diese Liste erstellte, war von Anfang an klar, dass „Marbles“ und „Brave“ die ersten zwei Plätze belegen mussten, alles andere hätte keinen Sinn gemacht.
Danke, Marillion.
 
Checkliste:

✓ Mindestens zweimal Abneigung gegen Musicals ausgedrückt
✓ Nadine, Anna, Thomas, Jonas
✓ David-Guetta-Diss
✓ Ein Epos-Review
✓ Größte Superlative für Platz 1 aufgehoben
✓ Paar subtile Regelbrüche eingebaut
✓ Ganz viel tolle Bands wiederentdeckt und Liste für die Zukunft angelegt

Leute, ich habe alle meine Threadziele erreicht. Endspurt und Nachklapp.

Was soll nach Marillion schon noch kommen? Na ditt hier:

43. The Flower Kings: The Rainmaker

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Ist natürlich nichts, was nochmal eine Steigerung reinbringt, aber ich wollte die Liste nicht mit einem Crescendo beenden, sondern mich leise wieder aus dem Prog-Unterforum rausgeleiten lassen. Und dafür eignet sich dieses Album, weil weiter hinten in der Liste, aber auch, weil es soviele typische Prog-Faktoren mustergültig bündelt: Die farbenfrohe Musik mit ihren unterschiedlichen Stimmungen, die interessanten Modulationen und Auflösungen, die dynamischen Wendungen, der gleichberechtigte Fokus auf jedes Instrument, der hohe Instrumentalfaktor, die vielen Soli, die variablen Songlängen, das Ansprechen von Kopf und Bauch – und trotz all dieser Standardmerkmale wirkt nichts Baukasten-mäßig, sondern jede Sekunde frisch und spielgeil und so voller Herzblut. Ganz tolles Album einer generell tollen Band; ich mag jedes mir bekannte Album der Flower Kings, und dieses hier am meisten.
 
Proggis, das war´s. Ich ziehe mich wieder in das infernalische Glutnest zurück, aus dem ich gekommen bin. Es hat Spaß gemacht, Danke für die tolle Idee @RageXX (-> ich versuche mich weiter an 80er-Queen, bis jetzt leider erfolglos). Und war für mich am Ende doch mehr als eine Nostalgieveranstaltung, weil ich auch eure Listen mit Interesse verfolgt habe (und weiterverfolge). Ich bin durch die Listen 2024 mit hörenswerter Musik von u.a. Anyone´s Daughter, Karnivool, Soen, Novalis, Voices from the Fuselage, Hemlock, Discipline, Vauxdvihl, Redemption, DGM und Overhead bereichert worden (kannte ich alle vorher großenteils nichtmal namentlich), habe Alben wiederentdeckt, die ich mal besaß, deren Namen ich jedoch vergessen hatte (Trivial Act und Civil Defiance), habe Alben für den Zweck meiner eigenen Liste nach Ewigkeiten mal wieder eingelegt und z.T. wiederentdeckt, Discographien erforscht, wo ich vorher nur Ausschnitte kannte. Ich habe dieses Jahr unfassbar viel Prog gehört, soviel wie zuletzt vor über einer Dekade.
Also, es hat sich gelohnt. Danke. Hab mich wohl gefühlt hier unter den Erwachsenen des Forums.
Frohe Weihnachten!

Als kleine Brücke back to Inferno meine unkommentiert bleibende Top-50-Liste an krachigen Sachen mit Prog-Faktor (alphabetisch sortiert).
  • Abigor: Leytmotif Luzifer
  • Abigor: Fractal Possession
  • Abyssal: Novit enim Dominus qui sunt eius
  • Abyssal: Antikatastaseis
  • A Forest of Stars: A Shadowplay for Yesterdays
  • Aquilus: Bellum I
  • Aquilus: Griseus
  • Arcturus: La Masquerade Infernale
  • Arcturus: Aspera Hiems Symfonia
  • Artificial Brain: Artificial Brain
  • Blut aus Nord: MoRT
  • Cryptopsy: None So Vile
  • Cryptopsy: Whisper Supremacy
  • Deathspell Omega: Fas -- Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum
  • Deathspell Omega: Paracletus
  • Dodecahedron: Kwintessens
  • Dødheimsgard: 666 International
  • Dødheimsgard: A Umbra Omega
  • Dornenreich: Her von welken Nächten
  • Emperor: Prometheus – The Discipline of Fire & Demise
  • Enslaved: Monumension
  • Enslaved: Below the Lights
  • Extol: Synergy
  • Gorguts: Obscura
  • Igorrr: Hallelujah
  • Kauan: Sorni Nai
  • Lost Soul: Atlantis – The New Beginning
  • Lychgate: An Antidote for the Glass Pill
  • Mar de Grises: Draining the Waterheart
  • Mayhem: Grand Declaration Of War
  • Mayhem: Ordo Ad Chao
  • Meshuggah: Nothing
  • Meshuggah: Koloss
  • Necrophagist: Stabwounds
  • Nile: In Their Darkened Shrines
  • Nile: Annihilation of the Wicked
  • Nocte Obducta: Sequenzen einer Wanderung
  • Opeth: Still Life
  • Opeth: Watershed
  • Orphaned Land: Mabool
  • Orphaned Land: All Is One
  • Plebeian Grandstand: False Highs, True Lows
  • Reverorum ib Malacht: Urkaos
  • Reverorum Ib Malacht: Im Ra Distare Summum Soveris Seris Vas Innoble
  • Serpent Column: Mirror in Darkness
  • Skaphe: Skáphe²
  • Thy Darkened Shade: Liber Lvcifer I – Khem Sedjet
  • Ulcerate: Shrines of Paralysis
  • Ulcerate: Vermis
  • Verberis: Adumbration Of The Veiled Logos
 
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