Platz 82
Ethereal Architect - Monolith, USA, 2012
ETHEREAL ARCHITECT ist ganz sicher auch ein Grenzgänger, den ich aber auf die Prog-Seite gepackt habe. Falsch ist das sicher nicht, aber so ganz richtig ist es wahrscheinlich auch nicht. Ausufernde Frickeleien, die Gegner des Genres gerne als Ego-Geschrubbe abtun, finden sich hier nicht. Natürlich gibt es auch instrumentale Parts, aber diese sind absolut songdienlich ins Ganze eingebunden. Hört dazu einfach mal den Mittelteil von 'Mercury', der mit einem hervorragenden Solo glänzt, dabei aber das Hauptthema des Songs nie aus den Augen lässt. Dazu gibt es eine durchaus beachtliche Grundhärte, die sich durch alle zehn Songs zieht und das Wort Metal mehr als deutlich unterstreicht. Den Beginn von 'Bardo Becoming' darf man gar Thrash nennen. Die Nummern sind verdammt clever komponiert, alles ist frisch, packend, mit Überraschungen gespickt und technisch auf beeindruckend hohem Niveau. Da kann man das Akustikoutro von 'Mercury', die Satzgesänge in 'Obsidian', die Blastbeats im Refrain des flott treibenden 'Final Escape' oder die spanischen Vocals am Ende von 'Obscura' nennen. Und das sind jetzt nur meist kleine Momente, die aber extrem herausstechen und "Monolith" zu einem wirklich großen Werk werden lassen.
Leider gibt es weniges in guter Qualität auf YT, daher hier die Coverversion von 'McArthur Park'
Platz 81
Earthside - A Dream In Static, 2015, USA
Noch einmal eine US-Eigenproduktion. EARTHSIDE spielt eine Mischung aus Post- und Progressive Rock, wobei ich die Band auch bei den instrumentalen Nummern näher am Prog sehe. Dabei gehen die Amis mit viel Atmosphäre und Dynamik zu Werke, was man glatt als "Cinematic" bezeichnen dürfte. Auf diesem Debüt gibt es zahlreiche Gäste zu hören. Da ist zum einen das Moskauer Studio Symphony Orchester, dass zwei Songs veredelt. Und wie! Viel besser kann man Orchester und Rock nicht verbinden wie im instrumentalen 'Entering the Light' oder beim zehnminütigen 'Mob Mentality'. Hier übernimmt Lajon Witherspoon (Sevendust) die Vocals, doch auch Daniel Tompkins (Tesseract) und Björn Strid (Nachtflüge & Soilwork) dürfen sich bei jeweils einer Nummer austoben. Und sie alle veredeln ganz großartige Songs, so viel vorweg.
Am besten ihr werft das Album, das ganz sicher ein Gesamtkunstwerk ist, an:
https://www.youtube.com/watch?v=mu62Q1N64zc
Danach hört ihr bitte noch den fantastischen neuen Song "All We Knew And Ever Loved" mit Baard Kalstad (Leprous) als Gast und einer Kirchenorgel im Mittelpunkt. Sensationell und eines meiner am meisten erwarteten Alben des Jahres 2023.
Platz 80
The Red Paintings - The Revolution Is Never Coming, 2013, Australien
Auch diese Australier sind echte Grenzgänger. Und zwar verschwimmen hier die Grenzen von Musik und anderer Kunst. Bei THE RED PAINTINGS wird während eines Konzertes auf der Bühne gemalt, die Band spielt in extravaganten Kostümen, die sie selbst kreiiert und ihre Kommune (Bandkopf Trash Sweeney wohnt mit ein paar anderen Künstlern in solch einer) genäht hat. Die Musik wird untermalt von einem 35-köpfigen Orchester und einem 20-köpfigen Chor und ist dennoch zweifelsfrei als Rockmusik zu identifizieren. Live konzentriert man sich dann auf ein kleines Streicherensemble, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Mit klassichen Prog-Bands kann man THE RED PAINTINGS nicht vergleichen, aber wer schon mal Bands wie VAST oder HUMAN DRAMA gehört hat, könnte eine nicht komplett falsche Vorstellung haben, wie sich das hier alles anhört. Trash Sweeney arbeitet jetzt schon seit sieben, acht Jahren an einem Nachfolger, wurde aber immer von diversen Tragödien und schwierigen Begleitumständen zurückgeworfen. Die HP der Band gibt derzeit nix weiter als einen Puls aus. Die Hoffnung auf einen Nachfolger stirbt also zuletzt.
Auf YT gibt es absolut gar nichts mehr von der Band (sehr mekwürdig), aber Spotify hat das Album:
https://open.spotify.com/album/5PoRRcxD3Tb0349wDrxu1E