[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Prog-on's Liste

3 Volltreffer :

37. Lange verkannt, mittlerweile geliebt und 9,5/10 wert.
36. Mein liebstes Album von SG, liegt wahrscheinlich daran das es meine erste Scheibe von SG war. Großartige Harmonien, abwechslungsreiche verspielte Songs die stets nachvollziehbar sind und JEDERZEIT konsumierbar.
10/10
35. Anathema habe ich etwas aus den Augen bzw Ohren verloren. Ab der "Distant Satellites" hat die Band mein musikalisches Interesse zum Erliegen gebracht. Schade fand die mal richtig geil, jetzt nur noch erträglich/belanglos. "Alternative 4" = Anathema in Bestform mit den Göttergaben "Fragile Dream", "Empty", "Regret" und dem Titelsong.
9,5/10
 
Ja, er lebt noch und er spielt auch noch mit, allerdings verzichtet er ab sofort auf Anspieltipps angesichts des voraussichtlichen Endes der Ära der Geheimtipps...

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34. Opeth - Damnation (S, 2003)
Nebel, Kälte, dazu das leere Gesicht in der mit Regentropfen gesprenkelten Fensterscheibe, das sind die "Damnation"-Attribute; gerade haben sie Hochsaison, man könnte sie unter dem Begriff "November Rain" bündeln, aber das wäre nun wirklich nicht Prog genug und noch dazu eine ganz und gar inadäquate Assoziation im Zusammenhang mit einem Album, das - ähnlich wie Fates Warnings "A Pleasant Shade of Gray" - jegliche objektive Bewertungsmaßstäbe transzendiert, entsprechend schwierig ins Gesamtschaffenswerk der Band einzuordnen ist, und im Kontext einer Liste wie dieser ebenso gut in den Top 10 oder - und dies wäre letztlich wohl nur konsequent - gänzlich außerhalb von solch niedlich-belanglosen Erwachsenenspielplätzen aufgehoben wäre. Aber - und hier liegt der entscheidende Unterschied zum angenehmen Grauton - "Damnation" ist ein Album, das grundsätzlich alltagskompatibel ist, will sagen: bestimmte äußere Bedingungen müssen nicht zwangsläufig erfüllt sein, damit es in genussvoller Weise konsumiert werden kann, saisonaler Effekt hin, saisonaler Effekt her. Entsprechend häufig dreht die Scheibe in heimischen Hallen dann auch ihre Runden, keinem anderen Opeth-Album wurden bislang mehr Spins zuteil, auch wenn mindestens ein weiteres im späteren Turnierverlauf noch zu ehren und somit wohl auch (noch) besser ist, gemäß welcher sonderbaren Skala auch immer. In der Kategorie "Einzigartigkeit" hingegen hat die Verdammnis jedem anderen Werk der Schweden gegenüber die Nase vorn, auch wenn sie, wie wir mittlerweile wissen, nicht die einzige Opeth "ohne Grunz" bleiben sollte, doch keine der vier jüngsten Scheiben (bis auf "Heritage" alle toll, "Pale Communion" sogar sehr) reicht in Sachen Atmosphäre, Intensität und melancholischer Heimeligkeit an das heran, was Åkerfeldt und Konsorten (inklusive Steven Wilson) dem geneigten Hörer hier kredenzen, verdammt noch mal!

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33. Dream Theater - When Dream and Day Unite (USA, 1989)
Wie unlängst an anderer Stelle geschrieben: Es gibt eine Welt vor "When Dream and Day Unite" und eine Welt nach "When Dream and Day Unite". Mag die Vokabel "bahnbrechend" bisweilen inflationär Verwendung finden, in Kontext des Dream-Theater-Debüts ist sie gerechtfertigt. Wobei ich zugegebenermaßen recht lange gebraucht habe, um dies zu in Gänze zu begreifen; mein erstes Bühnenstück im Traumtheater war seinerzeit "Falling into Infinity" (und das zur Premiere!), es folgten antichronologisch "Awake" und "Images and Words", die mich beide fest im "Team LaBrie" verankerten, jedoch ohne überhaupt zu wissen, dass es noch ein weiteres Team gibt (RIP Captain Charlie!). Letzteres wurde mir dann bewusst, als ich mich schließlich ans Debüt wagte, welches, man muss es so sagen, anfangs einen schweren Stand bei mir hatte; mit Dominicis Gesang kam ich überhaupt nicht klar, die Songs gingen (bis auf den "Ytse Jam" und das Leben nach dem Tod) eher schlecht ins Ohr, den Sound fand ich gewöhnungsbedürftig (was sich ehrlich gesagt so ganz noch immer nicht geändert hat...), solche Sachen halt, und so kam es, dass ich die Scheibe "früher" nur dann auflegte, wenn Traum und Tag zufällig mal zusammenfielen. Doch des Proggers Geist und Ohr sind lern- bzw. entwicklungsfähig, und so reihte sich das Album über die Jahre letztlich folgerichtig in die Phalanx der unantastbaren Dream-Theater-Werke ein, auch wenn ihm die angestrebte Aufnahme in den erlesenen Kreis der bandeigenen Elfpünkter bis zum heutigen Tage verwehrt geblieben ist. Daher wird es hier auch auf Platz 33 gelistet und nicht auf 3 - so wie (möglicherweise...) ein anderes, kaum weniger bahnbrechendes Prachtstück aus dem Theater der Träume; Worte allein sind nicht genug, um seine Schönheit zu beschreiben...

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32. Marillion - Script for a Jester's Tear (UK, 1983)
Ganz offensichtlich ist dies die Runde der weltverändernden Debüts, die in DER LISTE sträflich unterbewertet werden; auch "Script for a Jester's Tear" ist "nur" ein Platz im unteren Drittel des oberen Drittels vergönnt, angesichts dessen, was hier noch zu loben sein wird, jedoch zumindest für mich nachvollziehbar und folgerichtig. Doch bevor nun erneut der Rechtfertigungsmodus aktiviert wird, lasst uns dieses zauberhafte Werk gebührend würdigen, welches einst den Neo-Prog endgültig auf die musikalische Landkarte schrieb (nur echt unter Verwendung von Federkiel und Tintenfass!) und mal eben eine Benchmark setzte, an der sich alles, was in diesem Genre noch folgen sollte, zu messen hatte, erfolglos, versteht sich, und das schließt so manche Großartigkeit, ja, auch den weiteren Marillion-Output mit ein. Schon die ersten Momente des Openers und Titelsong sind pure Magie; Fishs in höchst fragiler Weise vorgetragene Worte ("So here I am once more in the playground of the broken hearts") sorgen auch nach all den Jahren noch für wohlige Gänsehaut, die stets kommt, um zu bleiben, bis das letzte Wort des Manuskripts zu Papier gebracht ist. Während der Niederschrift labt man sich dann etwa an den möglicherweise großartigsten Keyboardklängen, die je ein Album veredelt haben, studiert die Details des Albumcovers in all ihrer liebevollen Fülle (wobei man das des Nachfolgers am besten gleich daneben legt), zitiert gepflegt Chaucer im Rahmen einer exzentrischen Gartenparty in Cambridge und beweint sowohl das traurige Schicksal einer jungen Dame aus dem Westen Londons sowie die längst vergessenen Söhne des Nordirlandkonflikts. Ja, das bewusste Konsumieren von "Script for a Jester's Tear" ist wahrlich eine ganzheitliche Erfahrung, die ihresgleichen sucht, was nun wiederum die bereits eingangs angedeutete Frage aufwirft, ob Platz 32 für eben dieses Album nicht doch als schlechter Scherz aufzufassen sei. Nun, die in Kürze folgenden Tripel gedenken sich dieser Frage in hoffentlich aussagekräftiger Weise anzunehmen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöner Dreier!
Die Dream Theater ist natürlich zu weit hinten, aber ist schon auch irgendwie verständlich, wenn man vorher mit mehreren La-Brie-Alben die Band kennen- und lieben gelernt hat. Für mich kam die Band von Songwriting und Atmosphäre her nie wieder auch nur annähernd an das Debüt heran (mit einzelnen Songs vielleicht, aber nicht mit einem kompletten Album)!
 
Die "Damnation" besitze ich gar nicht (mehr). Wenn ich den besten Song von der Scheibe hören will (nämlich "Closure"), greife ich gleich zur "Lamentations - Live At Shepherd's Bush Empire". Phantastische Live-Version!

Wenn ich Bock auf Marillion habe, dann höre ich meistens die "Early Stages". Das Box Set mit den 6 CDs ist ja leider unbezahlbar, aber vor Jahren gab's mal bei A... (?) den Download der kompletten Box für wenig Geld zu kaufen, das war wirklich eine sehr gelungene Investition! Von daher kenne ich sämtliche Songs der "Script..." am besten als Live-Versionen.

Die "When Dream And Day Unite" steht hier natürlich seit ca. 30 Jahren im Schrank. Rein musikalisch absolut makellos und mein zweitliebster DT-Sänger! (RIP Charlie Dominici).
 
Alle drei Platten sind natürlich super, die Damnation ist für mich eine sehr schöne Nebenveröffentlichung der damaligen Opeth, die aber dann doch recht selten läuft. Das Dream Theater-Debüt habe ich ja bereits auf einem Top-50 Platz geehrt, während die Script bei mir (noch?) nirgends auftaucht.

Sehr guter Wiedereinstieg.
 
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31. Soen - Imperial (S, 2021)
Sollte unser Spielchen hier irgendwann einmal eine Neuauflage erfahren, wird dieses Werk mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein Imperium über die Jahr(zehnt)e weiter in Richtung Top Ten ausgedehnt haben, da lege ich mich fest. Es ist aber auch von wahrhaft kaiserlicher Größe, dieses fünfte Album der Ex-Supergroup (längst ist man zur "echten" Band geworden) rund um Goldkehlchen Joel Ekelöf und Drummer Martin L'Opeth, welche gefühlt gerade so etwas wie den Prog-Act der Stunde darstellt und im (gerade so eben noch) laufenden Jahr ihre Fanbase dank eines starken (wenn auch nicht durch die Bank magischen) neuen Albums und einer erfolgreichen Europatournee signifikant ausgebaut haben dürfte. Mich hatten sie ja bereits spätestens mit dem 2019er-Release "Lotus" komplett am Wickel, doch gehabt hätten sie mich auch mit "Imperial", locker sogar, wahrscheinlich schon mit dem traditionell fulminanten Opener "Lumerian" (nur echt mit großartigem Gitarrenmotiv aus dem Hause Ford), allerspätestens jedoch mit "Illusion", einem der ganz großen Tränentreiber der letzten Jahre; nur "Fortune" kann ihm in dieser Hinsicht die mit Wasser getränken Taschentücher reichen, wie praktisch also, dass auch dieser Song auf "Imperial" verewigt wurde, passenderweise am hinteren Ende der Schlange, denn nach einer Nummer wie dieser darf einfach nichts mehr kommen. Tja, und weil das so ist, und just dieser Song gerade in dem Moment ausklingt, da ich diese Zeilen tippe, ist die Lobrede auf den 31. Sieger nun auch schon vorbei. Was sonst noch zu sagen wäre, findet dann in ein paar Jahr(zehnt)en Erwähnung, wenn die Huldigung der Top Ten 2.0 in vollem Gange ist...

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30. Rush - Counterparts (CAN, 1993)
Bei keiner anderen Band habe ich mich bei der Auswahl der Alben für DIE LISTE so schwer getan wie bei Rush, denn seien wir mal ehrlich: Bis auf wenige vielleicht nicht ganz so prächtige Entlein (von "hässlich" kann man hier beim besten Willen nicht reden) ließe sich im Grunde die komplette Diskographie der Heiligen Dreifaltigkeit des Prog problemlos listen, und das sogar überwiegend in der oberen Hälfte. Am Ende eines quälend langen Entscheidungsprozesses stand dann folgendes Ergebnis, von dem ich mal mehr, mal weniger überzeugt bin, jetzt, da ich diese Zeilen tippe, geht die Tendenz (wie könnte es anders sein) eher in Richtung des Letzteren, egal: Es wird je ein Album pro Schaffensjahrzehnt des 20. Jahrhunderts gelistet, womit klar ist, dass es mit "Counterparts" losgeht, denn erstens haben wir es hier mit der mit Abstand stärksten 90er-Rush zu tun und zweitens, da wird wohl kaum jemand ernsthaft widersprechen wollen, sind in den 70ern und 80ern dann doch noch einmal ganz andere Kaliber von Alben unter dem Zeichen des 3er-Kanadiers veröffentlicht worden. Auf der Einzelsongebene hingegen kann das Hohelied der Liebe auf die Gegenstücke gar nicht laut genug gesungen werden, und natürlich ist dies in erster Linie "Nobody's Hero" geschuldet, diesem wunderbaren Kleinod von Song, welches ungeachtet seines unbestreitbaren Hitpotenzials niemals, wirklich niemals totgenudelt werden kann (Grüße gehen raus an "Kayleigh" und "Pull Me Under"!), allein schon wegen der herzzerreißenden Lyrics des wohl größten Poeten der Progwelt (der noch dazu ganz gut trommeln konnte) nicht; wem bei den Zeilen "As the years went by, we drifted apart/ When I heard that (s)he was gone, I felt a shadow cross my heart" nicht das Pipi in die Augen schießt, dem oder der ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Zu dieser überlebensgroßen Nummer gesellen sich dann (unter anderem) noch der überraschend rifflastige Opener "Animate", bei dem zudem der Bass groovt, als wäre Geddy Lee der Leibhaftige auf den Fersen, das nicht minder rhythmustruppenlastige, dabei gleichzeitig herrlich fluffige Instrumental "Leave That Thing Alone" sowie der superbe Schlussakkord "Everyday Glory", in dessen gut fünf Minuten Spielzeit durch ein wahres Füllhorn an wunderschönen Melodien noch einmal die ganz großen Emotionen getriggert werden. Und siehe da: Schon fühlt es sich wieder ziemlich gut an, "Counterparts" gelistet zu haben, alles richtig gemacht also, jetzt aber schnell weiter mit...

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29. Shadow Gallery - Tyranny (USA, 1998)
If you're chasing a dream to nowhere
It's enchantment that leads the way
Just believe in yourself and go there
The gift of hope on Christmas day

Season's greetings
, verehrte Mitspieler und -leser, und womit ließen sich diese besser übermitteln als mit der bunten Lebkuchenmischung des Prog aka Shadow Gallery? Wobei: Auf "Tyranny" ist der Anteil der dunklen Schokolade über weite Strecken doch einigermaßen hoch, bevor dann (endlich?) kurz vor Ultimo der Zuckerguss gaaaanz dick aufgetragen wird, vor allem durch den eingangs zitierten Abschlussschmachtfetzen "Christmas Day". Zuvor geht es punktuell aber schon recht finster zur Sache, zumindest relativ zum etablierten signature sound der Truppe, doch so muss das wohl auch sein, wenn man sich konzeptionell der Tyrannei verschrieben hat. Gerade der (für Bandverhältnisse) knüppelharte, latent savatägliche Opener "War For Sale" atmet diesen düsteren Geist, desgleichen das dystopisch anmutende "New World Order" sowie DAS Epos des Albums schlechthin, "I Believe", das so gewaltig ist, dass man James LaBries Gastvocals ob der schieren Pracht dessen, was da akustisch auf einen einprasselt, erst kurz vor dem Öffnen des 24. Türchens bemerkt - der wohl großartigste Shadow-Gallery-Song überhaupt! Da passt es nur ins Bild, dass eben dieser auch auf dem großartigsten Album der Band sein Plätzchen gefunden hat, womöglich gar eines aus der Weihnachtsbakerei. Okay, das Ding entgleitet mir offenbar gerade, aber fürchtet euch nicht, es ist vollbracht. Frohe Ostern, äääh, Weihnachten, ihr Listenwahnsinnigen! Oder um es mit der bunten Lebkuchenmischung zu sagen:

There's a time when your doubts won't matter
There's a time all your fears can wait
All the times in the year for laughter
Oh, Christmas day
 
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31 - natürlich Überschneidung
30 - bester RUSH-Song, nur an der 3-Alben/Band-Regel gescheitert.
29 - natürlich Überschneidung

Und wie immer tolle Texte. Muss ich das noch erwähnen?
 
Die RUSH und SHADOW GALLERY liebe ich auch, wobei "Counterparts" für mich eher ein anspruchsvoller Mix aus Pop Rock und Hard Rock ist, in meiner Welt hat das stilistisch mit Prog allerhöchstens am Rande zu tun. Aber wahrscheinlich wirklich die beste 90er RUSH (wobei es für mich manchmal auch "Vapor Trails" ist).
 
Die RUSH und SHADOW GALLERY liebe ich auch, wobei "Counterparts" für mich eher ein anspruchsvoller Mix aus Pop Rock und Hard Rock ist, in meiner Welt hat das stilistisch mit Prog allerhöchstens am Rande zu tun. Aber wahrscheinlich wirklich die beste 90er RUSH (wobei es für mich manchmal auch "Vapor Trails" ist).
die "Vapor Trails" ist nicht ganz aus den 90ern, sonst hättest du möglicherweise Recht.
 
die "Vapor Trails" ist nicht ganz aus den 90ern, sonst hättest du möglicherweise Recht.
Upps, stimmt ja, da war der zeitliche Abstand ja mal deutlich größer! Hatte die irgendwie 1999 abgespeichert, aber zu dem Zeitpunkt war ja noch gar nicht klar, ob RUSH überhaupt weitermachen. Noch vor wenigen Jahren wäre mir so ein Fehler nicht passiert! Peinlich...
Dann ist "Counterparts" natürlich auch für mich mit großem Abstand die beste 90er RUSH (gibt ja auch gar nicht so viel Konkurrenz bei insgesamt nur 3 Alben).
 
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Ein perfekter Dreier, in gewohnter Form in passende Worte gekleidet.

"Tyranny" lief jüngst gestern wieder, es ist quasi mein "Last Christmas" in Albumform, die Gründe hierfür hast Du ja schon genannt - und tatsächlich befindet sich "Christmas Day" (ebenso wie "ON Christmas Day" von Magnum) auf dem alljährlich ab dem 1. Advent nicht selten dudelnden X-Mas-Family-Sampler.

Die Problematik mit DEN 3 Rush-Alben hast Du sehr trefflich auf den Punkt gebracht - und trotz "Nobody's Hero" bleiben die Counterparts für meine Liste dann letztlich doch Ersatzteile, wenn auch von wertigster Güte. War eines meiner ersten selbst erworbenen Rush-Alben und hat demnach dennoch einen besonderen Platz in meinem (musikalischen) Herzen.

Soen - unfassbar gut, unfassbar schön. Für eine Nennung in meiner Liste schlich noch zu neu, was nichts daran ändert, dass diese Band von den "neueren" Prog-Heroes wohl aktuell meine Nummer 1 ist - obgleich Leprous da schon mächtig aufholen. In der 2.0 Liste würde "Imperial" ganz sicher einen Platz finden.
 
Absolut nachvollziehbar diese Auswahl: Soen hatte ich ja auch bereits, bei Rush hatte ich zwar stellvertrend für die Neunziger ein Album genommen, das nur gefühlt in den Neunzigern erschien, aber das sind immer nur Nuancen, nur bei Shadow Gallery ist mir auch bei der Tyranny der Zucker zu übermäßig, um sie in meine Top-100 aufzunehmen, aber toll ist das Album zweifellos.
 
Die Soen ist ein echter Volltreffer, seit dem Einstieg von Cody Lee Ford ist die Band völlig grattig.

Zur Counterparts: Zielsicher die besten Songs hervorgehoben, die auch alle fantastisch sind. Nur leider kann der Rest des Albums da nicht so recht mithalten IMO. Da gibt es insgesamt sehr viele bessere Rush Alben.
 
Kinder, hört zu, alle Welt behauptet, morgen würd's was geben. Stimmt nicht, Bescherung ist schon heute. Und jetzt freut euch gefälligst!

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28. Queensrÿche - Rage for Order (USA, 1986)
Perfektion. Dies ist das Wort, welches (womöglich nicht nur) mir durch den Kopf geistert, wenn dieses Album im Player seine Runden dreht. Perfektion, was die Verkörperung des auf der Scheibe gebotenen Stils angeht, Perfektion deshalb, weil du diese Art von Musik schlicht nicht besser spielen kannst: Progressive Metal, vorgetragen mit der wohl maximal möglichen Kompaktheit, versehen mit einer erfrischend (glam-)rockigen Note, dabei jedoch nie trivial oder vorhersehbar, immer spannend, durchweg ein wenig sperrig (selbst der intendierte Singlehit), dabei zu jedem Zeitpunkt völlig einzigartig. Perfektion auch deswegen, da Geoff Tate am Mikro Maßstäbe setzt, die auch heute, fast 40 Jahre danach, noch Gültigkeit besitzen; eine neue Regel wäre in diesem Zusammenhang nach wie vor zu formulieren, doch keiner traut sich, wie es scheint. Perfektion nicht zuletzt auch wegen einer Produktion, die vollkommene Zeitlosigkeit atmet, sodass das Album auch in 50 Jahren noch die logische Wahl sein dürfte, um die Qualität eines Soundsystems auf Hertz und Nieren zu prüfen. Und was ist mit dem Nachfolger, so höre ich es raunen im weiten Runde, wie perfekt ist der dann bitte erst? Antwort: genauso, nur halt anders, da in der Anlage ein völlig anderes Album, natürlich ebenfalls ein Gesamtkunstwerk wie "@RageXX for Order" (nur für dich, mein Lieber, Küsschen!), jedoch in einem völlig anderen (OP-)Gewand daherkommend, doch dazu später dann mehr...

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27. Soen - Lotus (S, 2019)
Irgendwann im Jahre 2018 ist es passiert, der genaue Tag ist (zumindest mir) nicht bekannt, aber er müsste eigentlich jedes Jahr von der Prog Community als offizieller Feiertag begangen werden. Worum geht's? Ach, Leute, denkt doch mal mit, die Rede ist natürlich von dem Tag, an dem Cody Ford die Gitarrenplanstelle bei Soen übernahm, und infolgedessen aus einer sehr guten Band eine überragende wurde, ganz so, als sei eine letzte Stellschraube minimal, aber höchst wirkungsvoll nachjustiert worden. Der Effekt dieses Königstransfers zeigt sich bereits im "Lotus"-Dosenöffner "Opponent": diese knackigen Gitarren gleich zu Beginn, dazu das auf höchst effektvolle Weise in den Chorus integrierte Riffing - solch Großartiges durfte man in der Prä-Ford-Phase der Truppe - bei aller bereits vorhandenen Klasse des seinerzeit Gebotenen - noch nicht vernehmen. Dass sich dieses schwindelerregend hohe Niveau durch das gesamte Album zieht, versteht sich von selbst, schließlich singen wir gerade das Loblied auf den Innehaber von Rang 27; ein paar Punkte allerdings können einfach nicht nicht hervorgehoben werden: 1. Der Refrain der Übernummer "Martyrs" transzendiert in seiner Schönheit und Erhabenheit alle bisher dokumentierten irdischen Maßstäbe, und nur die ganz Großen ihrer Zunft sind hinreichend mutig respektive selbstbewusst, vom inflationären Einsatz eines solchen, nachdem man ihn erdacht hat, Abstand zu nehmen, so wie hier tatsächlich geschehen. 2. Der Titeltrack ist bis zum heutigen Tage der wohl stärkste Soen-Song überhaupt und von einer derartigen Intensität, dass man, erklingen die Zeilen "Shake your head to the sides/Wake the animal inside of you", exakt dies zu tun in Betracht zieht. 3. In bester Bandtradition entlässt einen auch das vierte Soen-Album emotional komplett auf links gedreht in die bitterkalte Winternacht; der tieftraurige Schlusspunkt "Lunacy" wirkt noch lange nach, wobei an dieser Stelle offen bleiben muss, ob es der Pre-Chorus ("There's a silhouette beside me...") oder doch der Chorus selbst ("In my head it ain't over...") ist, welcher einen am meisten mitnimmt - herzliche Einladung zum Selbstversuch! Doch egal wie dieser ausgeht: Versäumt es nicht, dem Cody gebührend die Ehre zu geben, im Folgenden ein paar Anregungen: "Blessed Be the Name of the Ford", "Ford, I Lift Your Name on High", "The Ford Is My Shepherd" - die Möglichkeiten sind hier nahezu unbegrenzt. Und sollten einem doch einmal die Ideen ausgehen, so findet man in Huxleys (nicht Maidens!) "Brave New World" sicher noch ein paar Anregungen...

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26. Kansas - Leftoverture (USA, 1976)
Heftiger Flirt mit dem Mainstream? Der Hit, den (fast) jeder kennt, als bester Song des Albums? Nur Rang 100 in der prestigeträchtigen Liste des @Pavlos? Ja, mag alles stimmen, zumindest tendenziell (wobei letzteres freilich eine objektiv überprüfbare Tatsache ist), doch welche Rolle spielt all dies, wenn sich "Leftoverture" im Player die Ehre gibt und für maximalen Spaß inne Backen sorgt? Eben, keine, und somit erfolgt das Einsortieren der Platte in die Top 30 DER LISTE letztlich aus absolut reinem Gewissen, da muss man dann auch nicht krampfhaft nach dem Haar in der Suppe suchen, schmeckt letztere doch vorzüglich; kein Wunder, schließlich wurden ausschließlich hochwertigste Zutaten verkocht: Da wäre zum einen eine kräftige Prise "Britishness", die die kernige US-Rocksound-Grundierung mit einer ordentlichen Ladung Verspieltheit garniert; bisweilen tauchen beim Genuss der Scheibe vor dem geistigen Auge gar herumtollende junge Hunde auf - pure Spielfreude, da lacht das Herz! Eng damit verbunden ist die großartige Keyboardarbeit, bei der man (also ich) des Öfteren mal ans Traumtheater denken muss, wobei es natürlich umgekehrt sein sollte; ach, der Fluch der späten Geburt! Ebenfalls grandios: Albumtitel (bestes Kofferwort nach "satanarchäolügenialkohöllisch"!) und Artwork, das auf herrlich selbstironische Weise auf die Schreibblockade anspielt, an der Steve Walsh im Kontext der Entstehung des Albums zu leiden hatte. Apropos Schreibblockade: Wie krieg' ich jetzt bloß die Kurve hin zu einem stimmigen Abschluss dieses Textes? Wo sind die "Miracles out of Nowhere", wenn man sie braucht? Ach, was soll's, kann ja nicht jede Albenvorstellung ein "Magnum Opus" werden...
 
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