[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Ragexx' Liste

Das geniale Dreigestirn Foxtrot, Nursery Cryme und Selling England ist in meiner Art Rock-Welt übrigens auch visuell das produktivste - wie musikalische Geniestreiche mit optischen Knallern auf der Bühne verschmolzen wurden, ist für Anfang der 70er schon ganz, ganz groß.
Um's nur mal auf Foxtrot einzugrenzen:
Peter Gabriel als Blume, im roten Kleid mit Fuchsmaske und hier als Watcher Of The Skies:
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....da können sich die norwegischen Mummenschanz-Pandabären der 90er gepflegt gehackt legen, was die Visualisierung der zugrunde liegenden storyline angeht .....ist eh nicht vergleichbar, was musikalische Qualität angeht, aber wem erzähl' ich das *g*
 
22 - eine meiner großen Lücken. Keine Ahnung warum. Habe es nie wirklich probiert und ob ich es jetzt noch mal tue, weiß ich nicht.
21 - Überschneidung, klar. Hatte ich vielleicht doch etwas weit unten.
20 - auch eine meiner Lücken, aber hier habe ich es immer mal wieder probiert und so richtig "klick" hat es eben nie gemacht.
 
3/3 - alle drei MEGA, wobei:

20 & 21 = Meisterwerke!!

@Vauxdvihl : ich finde, IQ klingen oft wie Gabriel-Genesis mit E-Gitarre, und IQ magst du doch. Ergo: dranbleiben!!!
 
Marillion mit Fish
Dann viel Spaß beim Entdecken und Abfeiern!
Ich war diesbezüglich selbst Spatzünder.
In den 80ern vom Radiohit Kayleigh eher genervt, legte mir in den späten 90ern eine Arbeitskollegin das großartige 2. Soloalbum "Internal Exile" von Fish ans Herz. Es dauerte aber noch weitere Jahre, bis ich die Fish-Marillion nach und nach für mich entdeckte. Die Alben kannst du wirklich alle ungehört kaufen.
Noch häufiger laufen hier nur diverse Livedokumente wie die "Live From Loreley 1987" DVD. ❤️
 
Dann viel Spaß beim Entdecken und Abfeiern!
Ich war diesbezüglich selbst Spatzünder.
In den 80ern vom Radiohit Kayleigh eher genervt, legte mir in den späten 90ern eine Arbeitskollegin das großartige 2. Soloalbum "Internal Exile" von Fish ans Herz. Es dauerte aber noch weitere Jahre, bis ich die Fish-Marillion nach und nach für mich entdeckte. Die Alben kannst du wirklich alle ungehört kaufen.
Noch häufiger laufen hier nur diverse Livedokumente wie die "Live From Loreley 1987" DVD. ❤️
Klingt großartig und das Projekt gehe ich bald mal an!

Das peinliche ist, dass die Alben hier schon mindestens 10 Jahre original verpackt im Regal stehen :D
Aber so geht es vielen Klassikern in miner Sammlung. Das Problem der späten Geburt und des ständigen Veröffentlichungs-Overkill.

Wäre eigentlich mal eine Thread-Idee:
Wie groß ist euer Pile Of Shame :D

Bei mir sind das sicher 500 Alben ohne es genau zu wissen....
Kaufen geht dann doch wesentlich schneller als hören
 
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19. Kansas - Leftoverture (USA, 1976)
Ich kenne Leute (nicht persönlich bisher, aber durchaus in diesem Forum...), die sortieren dieses Meisterwerk (!) auf der 100 (!!) ihrer Top 100 ein. Nun gut, wir alle machen Fehler, haben einen schlechten Tag oder schlicht eine kurzzeitige Verirrung, aber auf die 100 (!!!!) gehört "Leftoverture" niemals. Für mich vergleiche ich das Album gern mit "Images & Words" von Dream Theater: "Carry on, wayward Son" als Symbiose aus verfrickelten Elementen und Eingängigkeit, "What's on my Mind" als straighten Rocker, "Opus Insert/Cheyenne Anthem" als "Wait for Sleep/Learning to live" (hinkt ein wenig, passt aber trotzdem), "The Wall" das "Another Day", "Miracles out of Nowhere" ist der Glasmond und das Magnum Opus vielleicht Metropolis. Kurzum: das beste Kansas-Album ist ein unwiderstehlich geniales Werk, das es auf unnachahmliche Weise schafft, Eingängigkeit mit frickeligen Spielereien zu verbinden. Über die gesamte Spielzeit des Albums entsteht keine Sekunde Langeweile und jeder Song ist für sich ein musikalisches Kleinod feinster Bauart. Muss ich dazu eigentlich noch mehr schreiben? Brauchen wir da jetzt allen Ernstes einen Anspieltipp? I don't think so, wer das Ding nicht im Regal hat, der sollte das schleunigst ändern.

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18. King Crimson - In the Court of the Crimson King (GB, 1969)
Ich habe durch die Top 100 hier und auch sonst so gelernt, dass der "Prog-Urknall" schon bei den Beatles oder Procul Harum verortet wird. Mein frühester Eintrag ist auf das Jahr 1969 datiert - und ich denke - so viel Einigkeit dürfte herrschen - das King Crimson Debut ist ein Klassiker und dürfte viele weitere Prog-Bands der frühen bis mittleren 70er massiv beeinflusst haben. "In the Court..." umgibt etwas regelrecht Mystisches, schlicht Faszinierendes, was sich nach all den Jahren seiner Existenz in keinster Weise abgenutzt hat. Sei es der unfassbar gute Opener "21st Schizoid Man", der Titeltrack und Epitaph (jeweils für sich Monolithen in Sachen Prog), das regelrecht zerbrechliche "Talk to the Wind" oder das übergroße "Moonchild": "In the Court" ist die Blaupause für Progrock und ganz sicher auch für zahlreiche Progmetalbands (ich verweise an dieser Stelle furchtbar gern auf das unlängst von mir entdeckte "21 Schizoid"-Cover der Von Hertzen Brothers. Robert Fripp ist vielleicht so etwas wie der Ritchie Blackmore des Prog: King Crimson war (ist) sein Vehikel, um stets Innovatives zu transportieren. Das trifft meinen persönlichen Geschmack mal mehr, mal weniger - und um ehrlich zu sein ist der KC-Cosmos mittlerweile derart vielseitig, dass man es kaum schaffen dürfte, da in Summe noch durch zu kommen. "In the Court" indes ist ein unverrückbarer Meilenstein, der - so ich die erste Blütezeit des Prog "live" hätte erleben dürfen (ich war bei Erscheinen des Albums -5) womöglich auf der 1 gelandet wäre in meiner Listung. Da jeder Titel hier ein Anspieltipp ist und das Album möglicherweise ohnehin bekannt ist habe ich als Anspieltipp mal die bereits erwähnte VHB-Version von "21st Century Schizoid Man" verlinkt....viel Spaß damit:


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17. Pink Floyd - Wish you were here (GB, 1975)
Ein weiteres, schlicht völlig perfektes Album, über das man eigentlich nicht viele Worte verlieren muss: der unfassbar wundarbar-melancholische, Syd Barret gewidmete Opener (und Closer) "Shine on you crazy Diamond" ist über einen jeden Zweifel erhaben, völlig unkaputtbar und in Sachen spährischem Prog unter Garantie auch völlig unerreichbar. Pink Floyd haben es nach den eher experimentiellen Alben hier geschafft, ein Gesamtwerk zu konzipieren, bei dem ein jeder Song ineinander greift und den Begriff "Album" auf den Punkt bringt: in "Wish you were here" kann man versinken, sich im Zweifel gar darin verlieren. Mit "Welcome to the Machine" und dem Titelsong sind zwei weitere unsterbliche Klassiker der Band (Korrektur: der Rockgeschichte!) verewigt, die ebenfalls schwer erreichbar sein dürften, die Zigarre geht da vielleicht ein klein wenig unter im Gesamtbild, ist allerdings gleichermaßen unverzichtbar für den Genuss des Gesamtwerks. Ich selbst habe die Band erst weit nach dem Split in den frühen 90ern kennen gelernt (die "Wall"-Hits "Comfortably Numb" und "Anoter Brick..." mal außen vor gelassen) und nach der Divisionsglocke war "Wish..." mein 2. Albumkontakt - eine Liebe, die bis heute anhält und auch, wenn sich in der Discographie von Gilmour, Waters & Co. auch weitere Perlen verstecken, so bleibt dies meine Liebste. Anspieltipps? Hey, Weltkulturerbe, das Ding, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
19 - Großartig. Überschneidung
18 - Hmm, ja. Nee.
17 - Ist wohl schon die beste PF, aber wie bekannt sein dürfte, so richtig groß war PInk Floyd für mich nie.
 
:verehr::verehr::verehr:

Wie gut kann eine Auflistung von 3 Alben sein?

Beste Kansas 10/10
Gleichauf mit Red die beste KC und gleichzeitig vieleicht das wichtigste Album des ganzen Genres 10/10
Beste PF und an manchen Tagen (die an denen das Album läuft) das beste Stück Musik das jemals von Menschenhand erschaffen wurde. sprengt jede Skala

Edit:
Interessanter Vergleich zwischen I&W und Leftoverture. Der Gedanke kam mir noch nie aber das macht schon Sinn
 
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16. Threshold - Wounded Land (GB, 1993)
Im "Jahr 1 nach I & W" war ich regelrecht proggeil (wenn ich mir das so recht überlege, dann hat sich seither wenig daran getan...) und somit landete so ziemlich alles auf meiner Einkaufsliste, was auch nur im Entferntesten mit dem Traumtheater verglichen wurde. Dass mich auf lange Sicht eine noch längere Liebe mit den Briten von Threshold verbinden würde konnte ich natürlich beim Erwerb des Erstlings nicht ahnen: das Bandfoto präsentierte eine blutjunge Band - und das Album selbst einen Mix aus Metal (seinerzeit ein wenig verhaltener als heutzutage) und wirklich klassisch geprägtem Neoprog. Letztlich habe ich mich nach den Ersten Drehungen im Player gefragt, wo sie denn nun sind, die Parallelen zu Dream Theater...ja, die sind schon da, und doch ist das Gespür der Band für große Melodien in Verbindung mit komplexen Arrangements einfach um Längen höher einzusortieren als die der New Yorker. Die Wahl der 3 Threshold-Alben für diese Liste glich einer Qual und anders als bei anderen Bands (wo die Alben von vornherein fest standen) habe ich das ein- ums andere Mal hin- und her geschoben. Was zur Hölle ist denn nun das wirklich "beste" Threshold-Album? Die Wahl für "Wounded Land" begründet sich in rein persönlichen Motiven: "Sanitiy's End", "Consume to live", der Ohrwurm "Paradox", das grandiose "Surface to Air"...alle Songs auf diesem Werk sind gewissermaßen Teil meiner persönlichen Biografie geworden und qualitativ über jeden Zweifel erhaben. Threshold habe ich ab den ersten Tönen des Openers in mein Herz geschlossen und ich bin einfach glücklich, dass die Band auch heute noch auftritt und einen gewissen Erfolg hat, der es möglich macht, die musikalische Reise fortzuführen. "Wounded Land" mag noch ein wenig ungelenk wirken, was am Ende aber den Charme dieses Debuts ausmacht - wobei man mit diesem "ungelenk" der Konkurrenz trotzdem schon in weiten Teilen um Lichtjahre voraus war. Ein Album, auf das man sich einlassen muss und was noch nicht im ersten Durchlauf hängen bleibt.

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15. Shadow Gallery - Tyranny (US, 1998)
"When Kitsch and Virtuosity unite" könnte man auch zu diesem einfach unwiderstehlich tollen Konzeptalbum schreiben - stattdessen mache ich es mir einfach und zitiere aus meinem "Aufgelegt"-Faden:

Nicht Wenige haben in Shadow Gallery nach deren famosem Debut das nächste große Prog-Metal-Ding nach Dream Theater gesehen. Leider blieb der Erfolg auf breiter Basis aus, womöglich waren SG einfach ein wenig zu "speziell" - wer weiß? Im Prinzip waren alle Zutaten vorhanden, die die Band hätte groß werden lassen müssen: phantastische Melodien, Songaufbauten für die Ewigkeit und ein unwiderstehlicher Mix aus progressiven Zutaten, sehr offensichtlichen (Früh-)Queen-Anleihen, ein Händchen für das Arrangieren regelrecht klassischer Songkathedralen.

Los geht's mit einem kurzen, völlig furiosen Intro: knapp 2 Minuten benötigen SG um eine Achterbahnfahrt des progressiven Metals zu eröffnen. Irrwitzige Duelle der Instrumente, Gitarrenläufe, die sich zu überschlagen drohen, dazu virutose Keyboardsounds und ein Schlagzeugspiel, das ein regelrechtes Blitzgewitter auszulösen vermag. "Stiletto in the Sand" ist nicht "nur" ein Alibi-Intro, es ist der perfekte Einstieg in ein perfektes (Konzept-)Album.

"War for Sale" tritt das Gaspedal unmittelbar durch: schneidende US-Metal-Riffs, Keyboards von einer anderen Welt (unfassbar, wie vielseitig und die Tasteninstrumente im Shadow-Gallery-Universum tönen!), eine kurze Verschnaufpause, ein wahnwitziges Gitarrensolo - ab geht die Reise bis hin zu einem großartigen Chorus, der sich unmittelbar in die Gehörgänge fräst. Verkopfter Prog? No Way! SG beweisen hier in knapp fünfeinhalb Minuten, wie man Metal interessant, klassisch und gleichzeitig eingängig gestalten kann. Über all dem thront der regelrecht wahnsinnige Gesang eines Mike Baker (ich bin sicher: ein anderer Mike hätte den Mann gern auf dem Zettel für "seine" Band gehabt....), eine Mischung aus klassischem US-Metal-Shouter, "sauberer" als ein Mike Howe, gleichermaßen trieft die Leidenschaft, mit der er die Texte raushaut durch jede Zeile.

"Out of Nowhere" drosselt das Tempo, atmosphärische Keyboards ersetzen die teils harschen Orgelklänge des Vorgängers, der Gesang mehrstimmig gedoppelt, allein für diesen Chorus müsste man einen eigenen Schrein bauen. Nahezu bar jeglicher Kitschgrenzen ist es der Band hier gelungen, eine Vorzeigeballade zu komponieren: ein Song, in den man sich fallen lassen kann, fast schon mit Soundtrackqualitäten, fast schon modern komponierte Klassik mit den Mitteln und Instrumenten einer Metalband.

"Mystery" ist klassischer Prog-Metal im Midtempobereich, hätte in ähnlicher Form auch von Dream Theater stammen können. Auffällig ist auch hier wieder im Speziellen das Arrangement: Chöre, die Instrumente spielen (trotz Prog) zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form aneinander vorbei und begleiten aller Feinheiten zum Trotz Bakers schier einzigartige Gesangsleitung , die hier klar im Vordergrund steht. Ich glaube, es ist überflüssig, hier den packenden Chorus zu erwähnen, der auch beim dritten "richtigen" Song des Albums voll ins Schwarze trifft.

Mit "Hope for us" hält das leise Piano Einzug - und erneut dieser Gesang! Gänsehautballade mit klassischen 70er Prog-Anleihen, die Gitarrenarbeit so ab Minute 4'20 rum intensiv wie nix. Neben dem Pianothema (welches sich mehr oder minder komplett durch den gesamten Song zieht) atmosphärische Keys, die den Song regelrecht umschmeicheln. Wer mag, der darf hier gerne "Kitsch" rufen, aber verdammt noch eins: noch geiler geht Kitsch einfach nicht. 2 Balladen unter den Songs - und jede hat einen eher wegweisenden Charakter, eigenständig, packend, emotional.

"Victims" bietet ein wenig Mystik auf, zudem Brian-May-Gedächtnisgitarren. "Wohlfühlprog" ohne nennenswerten Härtegrad, obwohl durchaus durchgerifft wird, dezent und im Hintergrund. Auch dieser Song lebt ganz entscheidend von seinem Arrangement, die Gefahr bei der Aneinanderreihung von derart vielen eher ruhig gehalten Songs birgt stets die Gefahr einer gewissen Eintönigkeit. SG umschiffen diese nicht nur geschickt, sie erheben diese Aneinanderreihung regelrecht zu einer Kunstform. Obwohl sich die Songs von der Stilistik her durchaus ähnlich sind ist ein jeder für sich in Form gegossen, liebevoll und detailliert, mit einem tollen Refrain und einer so ausgewogenen Instrumentierung gesegnet, dass einem die Spucke weg bleibt.

Mit "Broken" folgt ein kleines Intermezzo: knapp 2 Minuten "Mini-Ballade", passend eingeflochten in das Konzept des Albums. Aus diesen 2 Minuten hätten andere Bands womöglich abendfüllende Balladen erschaffen.

"I believe" scheint gar zu schweben eingangs: ein wenig Queen-Bombast zum Einstieg, Chöre, gefolgt von einem sanften Pianolauf, der nur marginal durch leichte Gitarrenriffs unterbrochen wird, ehe man in die Strophe wechselt. Hier ist man jetzt bei einem Mix aus getragenen Savatage (incl. Satzgesang), ehe das Stück so ab Minute 5'50 langsam aber sicher über Soli in eine Art "Chance"/"Bho-Rhap"-Variante wechselt, hier untermalt mit 70slastigen Keys und einer entsprechenden Abfahrt, ehe es sich zum Ende hin peut à peut wieder in Richtung ruhigerer, getrangener, ja, teils hymnischer Töne einpendelt.

Das folgende "Roads of Thunder" bietet erneut hymnischen Progressive-Rock, erneut ist hier der Gesang der Star: ob gedoppelt, im Satz oder als Chor, untermalt von stellenweise galoppierender Instrumentierung, garniert mit spährischen Keys und entsprechenden Breaks gelingt es SG problemlos, das hohe Niveau des Albums in Verbindung mit einer immensen Vielseitigkeit zu erhalten.

"Spoken Words" ist ein Duett, zunächst fast schon kammermusikartig, minimalistisch instrumentiert, völlig vom Kontext "Metal" losgelöst, das Stück hat etwas musicalartiges, lebt vom emotionalen Wechselspiel des Herrn Baker und seiner Gesangspartnerin. Großartig.

Mit "New World Order" folgt das Herzstück des Albums: mit einer Laufzeit von etwas mehr als 8 Minuten baut man eine ähnliche Klangkathedrale wie schon bei "I believe". Der schleppende Chorus ("This is the New Word Order"!) wird gebührend vorbereitet, irgendwo zwischen getragen und bedrohlich, ehe sich ab Minute 5 ein symphonischer Zwischenpart einschiebt, der mit knapp einer Minute weder überlang noch überzogen wirkt. Eine Stampfer mal ganz anders.

Ich gebe zu, ein großer Fan von Instrumentals zu sein: somit passed "Chased" dann auch ganz hervorragend ins Konzept. Eine progressive Achterbahnfahrt, die keine Wünsche übrig lässt, ein Parforceritt durch die Welt der Musik, Widerhaken und zahlreiches Breaks inklusive.

"Ghost of a Chance" beginnt eher balladesk, baut sich dann aber im weiteren Verlauf zu einem typischen Progmetalstück auf, die Dramaturgie perfekt auf den Punkt gebracht. Tatsächlich bietet sich hier als Vergleichsstück "Lifting Shadows off a Dream" vom Traumtheater an, wobei Letzeres im direkten Vergleich aber tatsächlich den Kürzeren zieht.

Den Schlusspunkt setzt "Christmas Day", das nochmals an (Früh-)siebziger Queen erinnert. Gleich, ob Gitarrenarbeit oder Songaufbau: SG denken nicht im Traum daran, auch nur im Ansatz zu schwächeln - und tatsächlich kann man erahnen, dass eben jenes "Christmas Eve" ein Cliffhanger (nettes Wortspiel im Zusammenhang mit SG) für eine mögliche Fortsetzung ist.

Fazit: "Tyranny 10 Points". Ohne Wenn und Aber steht dieses Album in einer Reihe mit "OM" oder "Streets" und ist ähnlich sträflich unterbewertet wie beispielsweise "The Edge" von Eternity X. Ähnlich wie auch "Streets" kann man sich "Tyranny" auf einer Broadwaybühne vorstellen. Nach den orchestralen Arrangements dürften sich (für dieses Fach) Möchtegerns wie ein De Mayo oder ein De Feis die Finger lecken: bekommen die leidlich ein "bombastisches Möchtegern-Neoklassik-Arrangement" zusammen, so ist "Tyranny" ein Album, das gleich auf mehreren Ebenen funktioniert: als Konzeptalbum über den ehemaligen Angestellten in einer Waffenfirma und dessen Kampf gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, als Progrock/Metal-Werk, als faszinierende Reise in eine Welt der musikalischen Möglichkeiten. SG liegen diesbezüglich nach meinem Dafürhalten eine echte Nasenlänge vor ihren Kollegen von Symphony X, die ebenfalls in diesem Metier unterwegs sind. Das Verquicken von 70's Elementen zwischen Queen/Steinmann/Kansas/Tull (gelegentlicher Querflöteneinsatz) und doch nicht selten hartem Metal ist eine Disziplin, in der SG unschlagbar waren (muss man wohl sagen).

Das Vermächtnis der Band ist eine phantastische Discographie, aus der "Tyranny" ein Stückchen weit herausragt, die spätere Fortsetzung namens "Room V" ist im Übrigen (im Gegensatz zu QR's "Mindcrime II") kaum unspektakulärer. Traurig: Mike Baker ist im Jahr 2008 mit nur 45 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Seine Stimme ist auf ewig mit dem Sound der Band verwoben, auch, wenn sein Nachfolger Brian Ashland auf dem bislang einzigen SG-Album mit seiner Beteiligung ("Digital Ghosts" von 2009) eine sehr gute Figur abgeben hat und über ein Klangfarbe im Tate-Kosmos verfügt. Baker indes war ein gesanglicher Weirdo, ein Ausnahmetalent, in einer Reihe mit einem Alder oder Arch.

Ich bin sehr froh darüber, die Band wenigstens 1 x live erlebt zu haben (vor gefühlt 50 Nasen in der Turock vor mehr als 10 Jahren), leider auch dort schon ohne Mike Baker. Dennoch eine solche Show zu bieten und sichtlich Spaß am Livespielen zu haben, dazu diese Satzgesänge auf den Punkt gebracht (nein, nicht vom Band!), dazu gehört Einiges. So ganz habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man vielleicht doch noch mal ein Album liefert - der Zauber der bisherigen Veröffentlichungen wird bleiben, diese Musik ist nicht (nur) Prog, sie ist magisch.


OK, das war jetzt nicht sehr kreativ, aber effektiv, denn: diesen Ausführungen ist auch aus heutiger Sicht einfach nichts hinzuzufügen. "Tyranny" ist und bleibt das unverrückbare Meisterstück einer Band, die leider nie die Anerkennung erhalten hat, die sie hätte bekommen können.

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14. Rush - Moving Pictures (CAN, 1981)
Allein schon das Cover ist einfach ein Beleg dafür, wie "anders" diese Band tickt: Rush werden wohl auf ewig immer irgendwie "anders" und doch so großartig sein. Durch alle Phasen der Band zieht sich ihre Suche nach Innovation, kein Album gleicht dem Anderen und doch ist allen Werken eine Perfektion gemein, die ihresgleichen sucht - was sich eben schon im Artwork zeigt. Zu diesem Album viel mehr zu schreiben, als sich in diversen (Unter-)Foren hierzu schon findet ist wie...ja, Bilder in eine Ausstellung zu tragen :D. Von "Tom Sawyer" über die Hexenjagd bis hin zu "Vital Signs" zeigen sich Rush hier wieder einmal runderneuert und folgen doch dem Zeitgeist nur bedingt, reichern ihren unverkennbaren Sound mit frischen Zutaten an und liefern damit einfach ein weiteres Klassikeralbum ab. Sollte man mehr dazu schreiben? Eigentlich nicht, vielleicht aber einfach mal wieder in Gänze auflegen...
 
16 - 11/10-Klassiker. Meine #8.
15 - 10/10-Klassiker. Meine #41
14 - 10/10-Klassiker. Meine #48

Wahrlich traumhafter Dreierpack.
 
16 & 15 peinliche Lücken die noch geschlossen werden müssen
14- Was soll man da noch schreiben? Beste Rush außerhalb der 70er. Weltkulturerbe. 11/10
 
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19. Kansas - Leftoverture (USA, 1976)
Ich kenne Leute (nicht persönlich bisher, aber durchaus in diesem Forum...), die sortieren dieses Meisterwerk (!) auf der 100 (!!) ihrer Top 100 ein. Nun gut, wir alle machen Fehler, haben einen schlechten Tag oder schlicht eine kurzzeitige Verirrung, aber auf die 100 (!!!!) gehört "Leftoverture" niemals. Für mich vergleiche ich das Album gern mit "Images & Words" von Dream Theater: "Carry on, wayward Son" als Symbiose aus verfrickelten Elementen und Eingängigkeit, "What's on my Mind" als straighten Rocker, "Opus Insert/Cheyenne Anthem" als "Wait for Sleep/Learning to live" (hinkt ein wenig, passt aber trotzdem), "The Wall" das "Another Day", "Miracles out of Nowhere" ist der Glasmond und das Magnum Opus vielleicht Metropolis. Kurzum: das beste Kansas-Album ist ein unwiderstehlich geniales Werk, das es auf unnachahmliche Weise schafft, Eingängigkeit mit frickeligen Spielereien zu verbinden. Über die gesamte Spielzeit des Albums entsteht keine Sekunde Langeweile und jeder Song ist für sich ein musikalisches Kleinod feinster Bauart. Muss ich dazu eigentlich noch mehr schreiben? Brauchen wir da jetzt allen Ernstes einen Anspieltipp? I don't think so, wer das Ding nicht im Regal hat, der sollte das schleunigst ändern.

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18. King Crimson - In the Court of the Crimson King (GB, 1969)
Ich habe durch die Top 100 hier und auch sonst so gelernt, dass der "Prog-Urknall" schon bei den Beatles oder Procul Harum verortet wird. Mein frühester Eintrag ist auf das Jahr 1969 datiert - und ich denke - so viel Einigkeit dürfte herrschen - das King Crimson Debut ist ein Klassiker und dürfte viele weitere Prog-Bands der frühen bis mittleren 70er massiv beeinflusst haben. "In the Court..." umgibt etwas regelrecht Mystisches, schlicht Faszinierendes, was sich nach all den Jahren seiner Existenz in keinster Weise abgenutzt hat. Sei es der unfassbar gute Opener "21st Schizoid Man", der Titeltrack und Epitaph (jeweils für sich Monolithen in Sachen Prog), das regelrecht zerbrechliche "Talk to the Wind" oder der übergroße Rausschmeißer "Moonchild": "In the Court" ist die Blaupause für Progrock und ganz sicher auch für zahlreiche Progmetalbands (ich verweise an dieser Stelle furchtbar gern auf das unlängst von mir entdeckte "21 Schizoid"-Cover der Von Hertzen Brothers. Robert Fripp ist vielleicht so etwas wie der Ritchie Blackmore des Prog: King Crimson war (ist) sein Vehikel, um stets Innovatives zu transportieren. Das trifft meinen persönlichen Geschmack mal mehr, mal weniger - und um ehrlich zu sein ist der KC-Cosmos mittlerweile derart vielseitig, dass man es kaum schaffen dürfte, da in Summe noch durch zu kommen. "In the Court" indes ist ein unverrückbarer Meilenstein, der - so ich die erste Blütezeit des Prog "live" hätte erleben dürfen (ich war bei Erscheinen des Albums -5) womöglich auf der 1 gelandet wäre in meiner Listung. Da jeder Titel hier ein Anspieltipp ist und das Album möglicherweise ohnehin bekannt ist habe ich als Anspieltipp mal die bereits erwähnte VHB-Version von "21st Century Schizoid Man" verlinkt....viel Spaß damit:


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17. Pink Floyd - Wish you were here (GB, 1975)
Ein weiteres, schlicht völlig perfektes Album, über das man eigentlich nicht viele Worte verlieren muss: der unfassbar wundarbar-melancholische, Syd Barret gewidmete Opener (und Closer) "Shine on you crazy Diamond" ist über einen jeden Zweifel erhaben, völlig unkaputtbar und in Sachen spährischem Prog unter Garantie auch völlig unerreichbar. Pink Floyd haben es nach den eher experimentiellen Alben hier geschafft, ein Gesamtwerk zu konzipieren, bei dem ein jeder Song ineinander greift und den Begriff "Album" auf den Punkt bringt: in "Wish you were here" kann man versinken, sich im Zweifel gar darin verlieren. Mit "Welcome to the Machine" und dem Titelsong sind zwei weitere unsterbliche Klassiker der Band (Korrektur: der Rockgeschichte!) verewigt, die ebenfalls schwer erreichbar sein dürften, die Zigarre geht da vielleicht ein klein wenig unter im Gesamtbild, ist allerdings gleichermaßen unverzichtbar für den Genuss des Gesamtwerks. Ich selbst habe die Band erst weit nach dem Split in den frühen 90ern kennen gelernt (die "Wall"-Hits "Comfortably Numb" und "Anoter Brick..." mal außen vor gelassen) und nach der Divisionsglocke war "Wish..." mein 2. Albumkontakt - eine Liebe, die bis heute anhält und auch, wenn sich in der Discographie von Gilmour, Waters & Co. auch weitere Perlen verstecken, so bleibt dies meine Liebste. Anspieltipps? Hey, Weltkulturerbe, das Ding, oder?
Drei absolut großartige Meisterwerke, die bei mir wohl auch auftauchen werden!
Aber seit wann ist "Moonchild" der Rausschmeißer auf KCs Debütalbum? Das ist doch immer noch der Titelsong, bzw. dessen "Reprise".
 
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16. Threshold - Wounded Land (GB, 1993)
Im "Jahr 1 nach I & W" war ich regelrecht proggeil (wenn ich mir das so recht überlege, dann hat sich seither wenig daran getan...) und somit landete so ziemlich alles auf meiner Einkaufsliste, was auch nur im Entferntesten mit dem Traumtheater verglichen wurde. Dass mich auf lange Sicht eine noch längere Liebe mit den Briten von Threshold verbinden würde konnte ich natürlich beim Erwerb des Erstlings nicht ahnen: das Bandfoto präsentierte eine blutjunge Band - und das Album selbst einen Mix aus Metal (seinerzeit ein wenig verhaltener als heutzutage) und wirklich klassisch geprägtem Neoprog. Letztlich habe ich mich nach den Ersten Drehungen im Player gefragt, wo sie denn nun sind, die Parallelen zu Dream Theater...ja, die sind schon da, und doch ist das Gespür der Band für große Melodien in Verbindung mit komplexen Arrangements einfach um Längen höher einzusortieren als die der New Yorker. Die Wahl der 3 Threshold-Alben für diese Liste glich einer Qual und anders als bei anderen Bands (wo die Alben von vornherein fest standen) habe ich das ein- ums andere Mal hin- und her geschoben. Was zur Hölle ist denn nun das wirklich "beste" Threshold-Album? Die Wahl für "Wounded Land" begründet sich in rein persönlichen Motiven: "Sanitiy's End", "Consume to live", der Ohrwurm "Paradox", das grandiose "Surface to Air"...alle Songs auf diesem Werk sind gewissermaßen Teil meiner persönlichen Biografie geworden und qualitativ über jeden Zweifel erhaben. Threshold habe ich ab den ersten Tönen des Openers in mein Herz geschlossen und ich bin einfach glücklich, dass die Band auch heute noch auftritt und einen gewissen Erfolg hat, der es möglich macht, die musikalische Reise fortzuführen. "Wounded Land" mag noch ein wenig ungelenk wirken, was am Ende aber den Charme dieses Debuts ausmacht - wobei man mit diesem "ungelenk" der Konkurrenz trotzdem schon in weiten Teilen um Lichtjahre voraus war. Ein Album, auf das man sich einlassen muss und was noch nicht im ersten Durchlauf hängen bleibt.

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15. Shadow Gallery - Tyranny (US, 1998)
"When Kitsch and Virtuosity unite" könnte man auch zu diesem einfach unwiderstehlich tollen Konzeptalbum schreiben - stattdessen mache ich es mir einfach und zitiere aus meinem "Aufgelegt"-Faden:

Nicht Wenige haben in Shadow Gallery nach deren famosem Debut das nächste große Prog-Metal-Ding nach Dream Theater gesehen. Leider blieb der Erfolg auf breiter Basis aus, womöglich waren SG einfach ein wenig zu "speziell" - wer weiß? Im Prinzip waren alle Zutaten vorhanden, die die Band hätte groß werden lassen müssen: phantastische Melodien, Songaufbauten für die Ewigkeit und ein unwiderstehlicher Mix aus progressiven Zutaten, sehr offensichtlichen (Früh-)Queen-Anleihen, ein Händchen für das Arrangieren regelrecht klassischer Songkathedralen.

Los geht's mit einem kurzen, völlig furiosen Intro: knapp 2 Minuten benötigen SG um eine Achterbahnfahrt des progressiven Metals zu eröffnen. Irrwitzige Duelle der Instrumente, Gitarrenläufe, die sich zu überschlagen drohen, dazu virutose Keyboardsounds und ein Schlagzeugspiel, das ein regelrechtes Blitzgewitter auszulösen vermag. "Stiletto in the Sand" ist nicht "nur" ein Alibi-Intro, es ist der perfekte Einstieg in ein perfektes (Konzept-)Album.

"War for Sale" tritt das Gaspedal unmittelbar durch: schneidende US-Metal-Riffs, Keyboards von einer anderen Welt (unfassbar, wie vielseitig und die Tasteninstrumente im Shadow-Gallery-Universum tönen!), eine kurze Verschnaufpause, ein wahnwitziges Gitarrensolo - ab geht die Reise bis hin zu einem großartigen Chorus, der sich unmittelbar in die Gehörgänge fräst. Verkopfter Prog? No Way! SG beweisen hier in knapp fünfeinhalb Minuten, wie man Metal interessant, klassisch und gleichzeitig eingängig gestalten kann. Über all dem thront der regelrecht wahnsinnige Gesang eines Mike Baker (ich bin sicher: ein anderer Mike hätte den Mann gern auf dem Zettel für "seine" Band gehabt....), eine Mischung aus klassischem US-Metal-Shouter, "sauberer" als ein Mike Howe, gleichermaßen trieft die Leidenschaft, mit der er die Texte raushaut durch jede Zeile.

"Out of Nowhere" drosselt das Tempo, atmosphärische Keyboards ersetzen die teils harschen Orgelklänge des Vorgängers, der Gesang mehrstimmig gedoppelt, allein für diesen Chorus müsste man einen eigenen Schrein bauen. Nahezu bar jeglicher Kitschgrenzen ist es der Band hier gelungen, eine Vorzeigeballade zu komponieren: ein Song, in den man sich fallen lassen kann, fast schon mit Soundtrackqualitäten, fast schon modern komponierte Klassik mit den Mitteln und Instrumenten einer Metalband.

"Mystery" ist klassischer Prog-Metal im Midtempobereich, hätte in ähnlicher Form auch von Dream Theater stammen können. Auffällig ist auch hier wieder im Speziellen das Arrangement: Chöre, die Instrumente spielen (trotz Prog) zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form aneinander vorbei und begleiten aller Feinheiten zum Trotz Bakers schier einzigartige Gesangsleitung , die hier klar im Vordergrund steht. Ich glaube, es ist überflüssig, hier den packenden Chorus zu erwähnen, der auch beim dritten "richtigen" Song des Albums voll ins Schwarze trifft.

Mit "Hope for us" hält das leise Piano Einzug - und erneut dieser Gesang! Gänsehautballade mit klassischen 70er Prog-Anleihen, die Gitarrenarbeit so ab Minute 4'20 rum intensiv wie nix. Neben dem Pianothema (welches sich mehr oder minder komplett durch den gesamten Song zieht) atmosphärische Keys, die den Song regelrecht umschmeicheln. Wer mag, der darf hier gerne "Kitsch" rufen, aber verdammt noch eins: noch geiler geht Kitsch einfach nicht. 2 Balladen unter den Songs - und jede hat einen eher wegweisenden Charakter, eigenständig, packend, emotional.

"Victims" bietet ein wenig Mystik auf, zudem Brian-May-Gedächtnisgitarren. "Wohlfühlprog" ohne nennenswerten Härtegrad, obwohl durchaus durchgerifft wird, dezent und im Hintergrund. Auch dieser Song lebt ganz entscheidend von seinem Arrangement, die Gefahr bei der Aneinanderreihung von derart vielen eher ruhig gehalten Songs birgt stets die Gefahr einer gewissen Eintönigkeit. SG umschiffen diese nicht nur geschickt, sie erheben diese Aneinanderreihung regelrecht zu einer Kunstform. Obwohl sich die Songs von der Stilistik her durchaus ähnlich sind ist ein jeder für sich in Form gegossen, liebevoll und detailliert, mit einem tollen Refrain und einer so ausgewogenen Instrumentierung gesegnet, dass einem die Spucke weg bleibt.

Mit "Broken" folgt ein kleines Intermezzo: knapp 2 Minuten "Mini-Ballade", passend eingeflochten in das Konzept des Albums. Aus diesen 2 Minuten hätten andere Bands womöglich abendfüllende Balladen erschaffen.

"I believe" scheint gar zu schweben eingangs: ein wenig Queen-Bombast zum Einstieg, Chöre, gefolgt von einem sanften Pianolauf, der nur marginal durch leichte Gitarrenriffs unterbrochen wird, ehe man in die Strophe wechselt. Hier ist man jetzt bei einem Mix aus getragenen Savatage (incl. Satzgesang), ehe das Stück so ab Minute 5'50 langsam aber sicher über Soli in eine Art "Chance"/"Bho-Rhap"-Variante wechselt, hier untermalt mit 70slastigen Keys und einer entsprechenden Abfahrt, ehe es sich zum Ende hin peut à peut wieder in Richtung ruhigerer, getrangener, ja, teils hymnischer Töne einpendelt.

Das folgende "Roads of Thunder" bietet erneut hymnischen Progressive-Rock, erneut ist hier der Gesang der Star: ob gedoppelt, im Satz oder als Chor, untermalt von stellenweise galoppierender Instrumentierung, garniert mit spährischen Keys und entsprechenden Breaks gelingt es SG problemlos, das hohe Niveau des Albums in Verbindung mit einer immensen Vielseitigkeit zu erhalten.

"Spoken Words" ist ein Duett, zunächst fast schon kammermusikartig, minimalistisch instrumentiert, völlig vom Kontext "Metal" losgelöst, das Stück hat etwas musicalartiges, lebt vom emotionalen Wechselspiel des Herrn Baker und seiner Gesangspartnerin. Großartig.

Mit "New World Order" folgt das Herzstück des Albums: mit einer Laufzeit von etwas mehr als 8 Minuten baut man eine ähnliche Klangkathedrale wie schon bei "I believe". Der schleppende Chorus ("This is the New Word Order"!) wird gebührend vorbereitet, irgendwo zwischen getragen und bedrohlich, ehe sich ab Minute 5 ein symphonischer Zwischenpart einschiebt, der mit knapp einer Minute weder überlang noch überzogen wirkt. Eine Stampfer mal ganz anders.

Ich gebe zu, ein großer Fan von Instrumentals zu sein: somit passed "Chased" dann auch ganz hervorragend ins Konzept. Eine progressive Achterbahnfahrt, die keine Wünsche übrig lässt, ein Parforceritt durch die Welt der Musik, Widerhaken und zahlreiches Breaks inklusive.

"Ghost of a Chance" beginnt eher balladesk, baut sich dann aber im weiteren Verlauf zu einem typischen Progmetalstück auf, die Dramaturgie perfekt auf den Punkt gebracht. Tatsächlich bietet sich hier als Vergleichsstück "Lifting Shadows off a Dream" vom Traumtheater an, wobei Letzeres im direkten Vergleich aber tatsächlich den Kürzeren zieht.

Den Schlusspunkt setzt "Christmas Day", das nochmals an (Früh-)siebziger Queen erinnert. Gleich, ob Gitarrenarbeit oder Songaufbau: SG denken nicht im Traum daran, auch nur im Ansatz zu schwächeln - und tatsächlich kann man erahnen, dass eben jenes "Christmas Eve" ein Cliffhanger (nettes Wortspiel im Zusammenhang mit SG) für eine mögliche Fortsetzung ist.

Fazit: "Tyranny 10 Points". Ohne Wenn und Aber steht dieses Album in einer Reihe mit "OM" oder "Streets" und ist ähnlich sträflich unterbewertet wie beispielsweise "The Edge" von Eternity X. Ähnlich wie auch "Streets" kann man sich "Tyranny" auf einer Broadwaybühne vorstellen. Nach den orchestralen Arrangements dürften sich (für dieses Fach) Möchtegerns wie ein De Mayo oder ein De Feis die Finger lecken: bekommen die leidlich ein "bombastisches Möchtegern-Neoklassik-Arrangement" zusammen, so ist "Tyranny" ein Album, das gleich auf mehreren Ebenen funktioniert: als Konzeptalbum über den ehemaligen Angestellten in einer Waffenfirma und dessen Kampf gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, als Progrock/Metal-Werk, als faszinierende Reise in eine Welt der musikalischen Möglichkeiten. SG liegen diesbezüglich nach meinem Dafürhalten eine echte Nasenlänge vor ihren Kollegen von Symphony X, die ebenfalls in diesem Metier unterwegs sind. Das Verquicken von 70's Elementen zwischen Queen/Steinmann/Kansas/Tull (gelegentlicher Querflöteneinsatz) und doch nicht selten hartem Metal ist eine Disziplin, in der SG unschlagbar waren (muss man wohl sagen).

Das Vermächtnis der Band ist eine phantastische Discographie, aus der "Tyranny" ein Stückchen weit herausragt, die spätere Fortsetzung namens "Room V" ist im Übrigen (im Gegensatz zu QR's "Mindcrime II") kaum unspektakulärer. Traurig: Mike Baker ist im Jahr 2008 mit nur 45 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Seine Stimme ist auf ewig mit dem Sound der Band verwoben, auch, wenn sein Nachfolger Brian Ashland auf dem bislang einzigen SG-Album mit seiner Beteiligung ("Digital Ghosts" von 2009) eine sehr gute Figur abgeben hat und über ein Klangfarbe im Tate-Kosmos verfügt. Baker indes war ein gesanglicher Weirdo, ein Ausnahmetalent, in einer Reihe mit einem Alder oder Arch.

Ich bin sehr froh darüber, die Band wenigstens 1 x live erlebt zu haben (vor gefühlt 50 Nasen in der Turock vor mehr als 10 Jahren), leider auch dort schon ohne Mike Baker. Dennoch eine solche Show zu bieten und sichtlich Spaß am Livespielen zu haben, dazu diese Satzgesänge auf den Punkt gebracht (nein, nicht vom Band!), dazu gehört Einiges. So ganz habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man vielleicht doch noch mal ein Album liefert - der Zauber der bisherigen Veröffentlichungen wird bleiben, diese Musik ist nicht (nur) Prog, sie ist magisch.


OK, das war jetzt nicht sehr kreativ, aber effektiv, denn: diesen Ausführungen ist auch aus heutiger Sicht einfach nichts hinzuzufügen. "Tyranny" ist und bleibt das unverrückbare Meisterstück einer Band, die leider nie die Anerkennung erhalten hat, die sie hätte bekommen können.

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14. Rush - Moving Pictures (CAN, 1981)
Allein schon das Cover ist einfach ein Beleg dafür, wie "anders" diese Band tickt: Rush werden wohl auf ewig immer irgendwie "anders" und doch so großartig sein. Durch alle Phasen der Band zieht sich ihre Suche nach Innovation, kein Album gleicht dem Anderen und doch ist allen Werken eine Perfektion gemein, die ihresgleichen sucht - was sich eben schon im Artwork zeigt. Zu diesem Album viel mehr zu schreiben, als sich in diversen (Unter-)Foren hierzu schon findet ist wie...ja, Bilder in eine Ausstellung zu tragen :D. Von "Tom Sawyer" über die Hexenjagd bis hin zu "Vital Signs" zeigen sich Rush hier wieder einmal runderneuert und folgen doch dem Zeitgeist nur bedingt, reichern ihren unverkennbaren Sound mit frischen Zutaten an und liefern damit einfach ein weiteres Klassikeralbum ab. Sollte man mehr dazu schreiben? Eigentlich nicht, vielleicht aber einfach mal wieder in Gänze auflegen...
Auch wieder drei tolle Alben, von denen aber nur das von Rush bei mir auftauchen wird. Die anderen beiden wären bei mir höchstens in einer Prog-Top-200.
Bei Threshold hab ich andere Favoriten und Shadow Gallery waren auch schon mal höher im Kurs bei mir, wobei das Album zusammen mit dem Zweitling wohl ihren Zenit für mich darstellt.
 
Drei absolut großartige Meisterwerke, die bei mir wohl auch auftauchen werden!
Aber seit wann ist "Moonchild" der Rausschmeißer auf KCs Debütalbum? Das ist doch immer noch der Titelsong, bzw. dessen "Reprise".
Manchmal unterlaufen unerklärliche Fehler, da war ich wohl etwas übermotiviert beim Tippen...tatsächlich peinlich und natürlich hast Du Recht.

Edit: habe das mal korrigiert.
 
Sechs ganz fantastische Scheiben. Vier davon hab ich auch in meiner Liste (wenn auch eine davon "nur" auf der 100, aber dazu steh ich ;) ). Die anderen beiden hätte ich vor 10, 15 Jahren auch drin gehabt. Klasse!!!
 
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13. Opeth - Watershed (S, 2008)

Da kann ich's mir noch mal ganz einfach machen und kopiere meinen "Aufgelegt"-Text rein:

Ich denke, ein Drittel aller Opeth-Fans (oder die, die es mal waren oder wurden) würde als Lieblingsalbum "Blackwater Park" nennen, ein weiteres Drittel ausnehmend auf die deathmetallische Frühphase verweisen und dann gibt es noch die Fraktion derer, die aufgrund mangelnden Grunzgesangs eher auf die "jüngeren" Opeth-Werke ab "Heritage" setzen.

Möglicherweise falle ich da aus dem Rahmen bzw. sitze zwischen all diesen Stühlen: Meine 3 Top-Alben sind Watershed, Still Life und erst dann der Schwarzwasserpark.

"Watershed" ist ein ganz eigenes Album. Ein erstes Brechen mit Konventionen des bisherigen Bandsounds, obwohl dieser ohnehin schon stets einem stetigen Wandel unterworfen war (und ist) - und das perfekte Verflechten progressiver Versatzstücke im Kontext mit Deathmetalzutaten. Nun mag manch einer entgegnen, dass es sicher kontroverse Opeth-Werke, aber definitiv keine langweiligen Akerfeldt-Outputs gibt - ein Konsens, den ich durchaus zu unterschreiben gewillt bin. Und doch ist "Watershed" letztlich noch gewagter als sein Nachfolger "Heritage" - auch, wenn man dort erstmals auf schier cleane Vocals setzte. "Heritage" schien eine logische Konsequenz dessen zu sein, was "Watershed" andeutete, der Schlag ins Gesicht für den ein- oder anderen Anhänger war die Kompromisslosigkeit, mit der Akerfeldt auf "Heritage" speziell in Sachen Schwenk in Richtung Hardrock/Artrock/Prog/Kraurock ging. "Watershed": ein Übergangsalbum, um letztmalig die "alten" Anhänger abzuholen - oder in Wahrheit das Ultimo dessen, was Akerfeldt aus dem Mix (Death-)Metal/Prog/Krautrock hervorzaubern konnte und wollte?

Möglicherweise ist es ein Mix aus Beidem: der Abschied vom Deathmetal wird in kompromisshafter Form praktiziert und gleichzeitig setzt man Akzente, die im Grunde ein eigenes Genre definieren könnten. Zunächst irritierend: das nur knapp 3minütige "Coil" mit integriertem Frauengesang, eher feenhaft leicht, eigentlich gänzlich unmetallisch, im Grunde kommen einem hier eher Mostly Autumn oder Clannad in den Sinn - und trotzdem klingt das Ganze nicht nach Blackmores Night. Der Beginn einer phantastischen Reise.

"Heir Apparent" spielt mit den Zutaten des 70er Krautrock und mischt diese gekonnt mit mittelalterlich anmutenden Einsprengseln, die todmetallischen Ausbrüche bilden ein Bindeglied in sich. Der Song ist unglaublich spannend, verzaubernd, gleichermaßen wütend, böse und an einigen Stellen gar verträumt. Die Sorte Song, die nur Jemand komponieren kann, dem völlig gleichgültig ist, was der Hörer am Ende damit anfängt. Es ist eine Selbstverwirklichung, ein Verquicken zahlreicher Elemente, die letztlich schlicht in einem großartigen Song gipfelt.

Der "Lotus Eater" ist eine megaunterschätzte Perle im gesamten Opeth-Kosmos: einerseits greift man auf die Elemente des Vorgängertracks zurück, reichert diese aber nun zunehmend mit ebenso harmonischen wie virtusen Gitarrensoli an, nimmt das Tempo ein wenig länger zurück, scheut nicht einmal leicht spacige Elemente. Kann man mehr in einen Song packen? Über all dem thront ein wenig die Atmosphäre des Alan-Parsons-Raben und nein, die hat in dieser Form nicht mal Herr Wilson auf seinem Rabenalbum hinbekommen. Der cleane Gesang ist hier klar dominant - und das ist auch gut so. Anders als bei seinen Folgearbeiten ab "Heritage" ist hier noch eine mächtige Portion Metal mit an Bord, was letztlich nochmals die Wertigkeit des Tracks an sich, aber auch die Ausnahmestellung des gesamten Albums untermauert.

Wenn mir nun irgendjemand erzählen möchte, "Burden" sei weichgespült, Verrat am Metal, was-weiß-ich, dem sei entgegnet: na UND? Überdies gibt es eine Reihe großartiger Opeth-Balladen, gleich, ob älteren oder jüngeren Datums, kurioserweise erkennt man diese zu allen Bandphasen sofort auch als Solche. Das Besondere an "Burden" ist, dass man hier erstmals ein wenig andere Pfade beschreitet und der Song eben nicht auf den ersten Hör als Opeth-Song zu identifizieren ist. Mir kommen eher Vergleiche zu Deep Purple oder auch dem "Shrines..." Album von Riverside in den Sinn. Natürlich sind da dennoch diese wabernden Keys, die am Ende doch den urtypischen Opeth-Sound stützen - aber sonst? Ungewöhnlich...eine Art "When a Blind Man cries" für das neue Jahrtausend.

Fiel "Burden" eher ein klein wenig aus dem Rahmen, so lässt das Porzellanherz keinen Zweifel daran, wer hier musiziert: Opeth eben. Doomig-metallischer Aufbau, die ruhige Akustische für die erste Strophe - war der Vorgängertrack die Verbeugung vor Purple, so sind jetzt Sabbath dran. Wie schon bei "Heir Apparent" und dem Lotusmampfer wäre Akerfeldt natürlich nicht Akerfeldt, würzte er nicht auch diesen Song mit zahlreichen weiteren Zutaten aus dem reichaltigen Baukasten der 70er-Jahre Sounds inklusive mittelalterlicher, ja, gar kammerartiger Sequenzen. Noch einmal drängt sich eine düstere Version von Parsons Raben auf, wobei es hier eher die dezente Stimmung in den ruhigen Passagen ist, die eine düstere Spannung verbreiten, ehe man zum Finale des Songs erneut in Richtung metallischer Sabbath-Kante ausbricht.

Mit "Hessian Peel" folgt mein persönliches Magnum-Opus des Albums, eine tiefe Verbeugung vor dem 70s Prog, leicht symphonisch, allein diese gottverdammte Akustische...dann dieses abermals nicht minder gottverdammte E-Solo so ab Minute 4:20. Es ist unfassbar, welche Stimmung dieser Song aufbaut, gleichermaßen hymnisch wie minimalistisch an den richtigen Stellen, gleichermaßen ein perfekter Soundtrack für einen Arthouse-Film wie auch ein modernes Stück metallischer Klassik. Hat Akerfeldt indes je fieser gegrunzt als so ab Minute 6:30? Letztlich landet man dann zum Ende hin irgendwie gedanklich beim "Hound of Baskervilles" oder Ähnlichem. Dieses Epos ist eine Abfahrt, die ihresgleichen sucht - und dies nicht nur im bandeigenen Kontext.

Nun mag man ja denken, danach kommt nix mehr - doch weit gefehlt: "Hex Omega" gibt aus heutiger Sicht gar einen Ausblick auf das letzte Opeth-Werk, geht hierbei natürlich bisweilen metallischer zu Werke, Zutaten, die auch schon auf "Heir Apparent" oder "Lotus Eater" zum Einsatz kamen werden noch einmal neu gemischt, das Ganze wird dann zwischenzeitlich gar in psychedelische Richtungen gelenkt, wobei man letztlich markant auf Heavy-Riffs setzt, die dieses positive Einlullen aufheben und dem Song zum Ende hin gar etwas ebenso hymnisches wie auch Episches verleihen.

"Watershed" ist eine musikalische Entdeckungsreise, ein Album, das unglaublich fordert und zugleiche unendlich viel gibt. Womöglich Akerfeldts letztes Statement in Sachen Verquicken von deathmetallischen Elementen und Kraut-Folk-was-auch-immer. Schade, dass er diese deathmetallische Seite inklusive Growls komplett geopfert hat. So gern ich die neue Witherfall mag, doch gerade hier fällt mir im direkten Vergleich ein gravierender Unterschied speziell zu Opeth auf: wirkt bei "Tempest" der DM-Part eher wie ein Fremdkörper innerhalb eines ansonsten großartigen Songs, so hat man diesen Eindruck auf Watershed zu keiner Sekunde und bei keinem Song. Die Übergänge im Akerfeldt-Kosmos sind fließend und unglaublich homogen, gerade das Zusammenspiel vieler ruhiger akustischer Elemente, die in einem Mal eruptiv in Richtung Extremmetal ausufern machen einen ganz besonderen Reiz aus - und dieser kommt auf "Watershed" nahezu in Perfektion zur Geltung.

Auf meinem Teppchen des nunmehr schon über 20jährigen neuen Jahrtausends ist dieses Album definitiv auf einem der ersten 10 Stufen zu finden. Eine unfassbare Ansammlung großartiger Ideen. Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: möglicherweise tatsächlich das Ultimo dessen, was Akerfeldt aus dem Mix (Death-)Metal/Prog/Krautrock hervorzaubern konnte und wollte - oder ob er uns eines Tages doch den Beweis liefert, das er sich hier geirrt hat?

All dem lässt sich wenig hinzufügen. "Watershed" ist und bleibt mein Favorit einer Band, die ich gleichermaßen immer wieder neu für mich zu entdecken vermag. Opeth sind zurecht auch eine absolute Größe in der Szene - und "Watershed" ein Ausrufzeichen, dass die vielen, vielen Facetten der Band in Einem zum bündeln vermag. Ohne Wenn- und Aber ein Werk, das in einer kommenden Neuauflage DER LISTE gar noch weiter nach oben rutschen könnte.

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12. Dream Theater - Metropolis Part 2/Scenes from a Memory
Unlängst hat @Prog on!, in dessen Liste dieses schlicht bis heute umwerfende Album die Pole belegt, schon so, so viel darüber geschrieben. Und alles ist wahr! So hat die Band mit diesem Album die Vision ihres nahezu perfekten Konzeptalbums umgesetzt und ein Werk für die Ewigkeit geschaffen. Mittlerweile hat "FiI" einen festen Platz in meinem Herzen, "damals" allerdings (vor rund 26 (!!!) Jahren), da bildete "Scenes..." die unmittelbare Rückkehr des Traumtheaters zu ihren Wurzeln - und ich glaube, so glücklich war ich in musikalischer Hinsicht selten über eine mehr oder minder offensichtliche Rückbesinnung, die zudem mit spannenden Neuerungen aufzuwarten wusste. Da waren sie wieder, diese Melodien, dieser Mix aus Eingängigkeit und Virtuosität, verpackt in eine durchaus ebenso spannende wie auch passende Geschichte, die man sich gar ein wenig entdrieseln musste. Jordan Rudess Einflüsse (speziell im Tanz der Ewigkeit) wirkten dazu noch frisch und erweiterten den Sound der New Yorker noch einmal. Die Balance aus Härte, Melodie und zur Schau gestellter Virtuosität passt perfekt, ein Titel wie "Home" ist ein Meisterwerk, "The Spirit carries on" mag manch Einer für zu cheesy halten, im Kontext des Albums und in Sachen "Weiterentwicklung im Rahmen der eigenen Roots" nimmt es einen ganz eigenen Stellenwert ein und bereitet gewissermaßen den Nährboden für den schlicht atemberaubenden 12minütigen Rausschmeißer "Finally free". Es ist manchmal schwierig, gerade über derart prägende Alben (aus persönlicher Sicht) zu schreiben, von daher belasse ich es für heute dabei.

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11. Watchtower - Control and Resistance (US, 1989)

...und nochmal kann ich vom Fleiß vergangener Tage profitieren und kopiere schlicht auch hier meinen Text aus dem "Aufgelegt"-Faden rein:

Was für ein gottverdammt abgedrehtes Album! Natürlich liebt man es - oder man hasst es, ich kenne kaum Jemanden, der da einen Zwischenweg findet.

1992: als begeisterter "Neu-Prog-Metal-Interessierter" war man auf der Suche nach Allem, was nur im Entferntesten in Richtung Dream Theater musizierte. Nun war es denn zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so, dass Google hier die Antworten lieferte - also: ab in den einschlägigen Plattenladen (seinerzeit Elpi oder HitWave in Hagen, genau weiß ich es hier im konkreten Fall leider nicht mehr) und nachgefragt. Mit einer Warnung versehen wurde mir denn "Control and Resistance" nahegelegt. Na denn, CD war damals zum Midprice - also mitgenommen....

...und daheim aufgelegt. Wie seither gefühlt so 10 x im Jahr. Ich kann mich erinnern, dass mich das ganze Ding zunächst einmal regelrecht verstört zurückgelassen hat: wo Dream Theater stets immer den Weg zurück ins melodiöse suchten knallten WATCHTOWER erst mal richtig los. Dazu dieser unglaubliche Gesang von Alan Tecchio, der so völlig anders klang als ein melodischer LaBrie oder ein Ray Alder.

Es ist sinnlos, hier überhaupt einen Song charakteristisch herauszustellen oder auf einzelne davon herauszugreifen, wie ich es ja sonst gern mache. "Control and Resistance" ist ein Brocken, hart, thrashig, vertrackt - und will eigentlich zunächst gar nicht lieb gehabt werden. Die echte Qualität dieses Meisterwerks erschließt sich tatsächlich erst nach vielen Durchläufen - und lässt einen dann nicht mehr los. Natürlich sind sie da, diese einfach unfassbaren Refrains, deren Darbietung durch Tecchio (sein Vorgänger Jason MC Master war hier keinen Deut schlechter im Übrigen) regelrecht verstören und gleichermaßen fesseln. Hinter jeder Ecke eines jeden der 8 Songs wartet eine neue Wendung, Breaks en Masse - und doch wirkt nicht einer davon unzweckmäßig platziert.

Über die Instrumentalisten dieses Albums braucht man sicherlich keine Worte verlieren, auch, wenn selbige ihr Licht in Interviews beizeiten schon einfach gerne mal unter den Scheffel stellen. In Verbindung mit dem Einfallsreichtum des Songwritings auf "Control..." spricht das Ganze schlicht für sich. Die Einflüsse zahlreicher Bands sind natürlich herauszuhören, so zitiert "The Fall of Reason" mehr als eindeutig vielfach Rush, stellt deren Ansätze aber auf ein klar metallischeres Fundament und unterfüttert das Ganze mit einer Vielzahl an sonstigen Einsprengseln irgendwo zwischen Thrash und gar jazzigen Elementen.

Heutzutage kann ich "Control and Resistance" tatsächlich prima beim Spülen hören, sind mir doch mittlerweile sämtliche Songs von "Instruments of Random Murder" bis hin zu "Dangerous Toy" schlicht mittlerweile Ohrwürmer für mich.

Ganz gleich, ob man das Album nun mag/mögen wird oder nicht: gehört haben sollte man es. Für mich ein ebenso großer Meilenstein in Sachen Progressive-Metal wie seinerzeit das Dream-Theater-Debut oder der aufzuweckende Wächter, "schwer verdaulich" ist "Control..." nur dann, wenn man sich nicht ein klein wenig mit der Platte beschäftigt. "Eingängig uneingängiger" geht nicht - und schöner verfrickelt auch kaum. 10 Punkte, heute wie damals.


Ergänzend wäre hinzuzufügen: es mag sicher Bands geben, die noch abgedrehter, noch spektakulärer, vor allem aber stilistisch offener agieren. Aber: sie alle, ohne Ausnahme, sie müssen sich an diesem Album messen - ein Album, das für mich persönlich die absolute Referenz in Sachen vertonten Wahnsinns darstellt. Denn, und das ist ein ganz wichtiger Aspekt an "Control...", hier ging es gar nicht zwingend um ein Muskelspiel: es ging schlicht und ergreifend um die bestmögliche Umsetzung einer eigenen Vision, die schon auf dem Debut bahnbrechend und einzigartig war. Und die Leidenschaft für den Willen zum Erreichen dieses Ziels, die höre zumindest ich in jedem Ton, jedem Break, jedem Scream und jedem noch so verdrehten Basslauf. Vielleicht kann die Welt gar kein weiteres Watchtower-Album verkraften, wer weiß....ich glaube allerdings, dass ich jetzt noch ein paar Töpfe spülen sollte ;-).
 
13 - das für mich letzte große Opeth-Werk. Ich hatte "Still Life" in der Liste, aber "Blackwater Park" und "Watershed" wären gleichwertige Alternativen gewesen. 'The Lotus Eater' war für mich immer der offensichtlich beste Song des Albums, von daher bin ich etwas überrascht über deine Aussage, dass es einge megaunterschätzte Perle sei.
12 - 11/10-Klassiker, meine #6 und schon sehr viel zu geschrieben.
11 - Klar, Klassiker, wenn er auch bei mir nicht ganz so hoch im Kurs steht wie bei euch. Dennoch natürlich in meiner Liste auf #79.
 
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