Nach über einer Woche Pause geht's hier zu später Stunde endlich weiter...
64. Queensrÿche - Promised Land (USA, 1994)
Die Frage, ob "Promised Land" in einem Atemzug mit den großen Queensrÿche-Werken genannt werden darf, entzweit seit jeher die Gelehrten und kann an dieser Stelle natürlich nicht abschließend geklärt werden. Ein vorsichtiges, in aller Bescheidenheit vorgetragenes Plädoyer für "Ja, und noch mehr..." sei aber gestattet, wird doch zumindest einmal der unmittelbare Vorgänger ("Empire") mit relativer Leichtigkeit in die Schranken gewiesen. War eben jener, obgleich grundverschieden, das unproggigste Queensrÿche-Album seit "The Warning", geht's im versprochenen Land deutlich sperriger, nachdenklicher und signifikant weniger stadionrockig zu. Letzteres heißt nicht, dass es an herausragenden Melodien bzw. Hooklines fehlt, im Gegenteil, doch diese sind leiser, weniger aufdringlich und effekthascherisch, nicht allzu leicht zu ergründen, im Langzeittest jedoch, und das ist's, was letztlich zählt, einfach nicht klein zu kriegen. Man nehme etwa die tieftraurige Vater-und-Sohn-Überballade "Bridge" ().
Instant ear candy mag, nein, muss man anders definieren, aber hat der Song erst einmal zugebissen, lässt er einen nicht mehr los und sorgt bei jedem Durchlauf aufs Neue für reichlich Himmelfahrtsmomente im Nackenhaarbereich. Ähnliches ließe sich aussagen über den Opener "I Am I", den im Ersteindruck unspektakulären, letztlich jedoch superben Titeltrack oder die abschließende ausschließlich vom Piano getragene Großtat "Someone Else?", womöglich das eine Stück Musik, das die stimmliche Brillanz des Geoff Tate am offensichtlichsten abbildet. Und all dies (und noch mehr, worüber aus Kapazitätsgründen hier gar nicht geschrieben werden kann) soll tatsächlich nicht das Zeug zum Bandklassiker haben? Also bitte...
63. Shadow Gallery - s/t (USA, 1992)
Gelegentlich erfahren Alben (nicht nur) aus dem Progbereich "hinten raus" die ultimative Veredelung in Gestalt eines abschließenden Mammutstücks. Beispiele hierfür (allesamt aus dieser Liste) sind etwa "The Art of Loss" von Redemption ("At Day's End", 22:33), "Liquid Anatomy" von Alkaloid ("Rise of the Cephalopods", 19:41) oder "In Contact" von Caligula's Horse ("Graves", 15:31). Kein Beispiel hierfür ist das selbstbetitelte Debüt der besten Kuschelprogger aller Zeiten, nicht etwa in Ermangelung eines solchen Mammutstücks, oh nein, "The Queen of the City of Ice" bringt es auf eine stolze Spielzeit von 17:22, beendet, ganz so wie es obige Axiomatik verlangt, das Album, kostet letzterem aber, man muss es leider so deutlich sagen, die Höchstpunktzahl und somit eine Platzierung im oberen Viertel dieser Liste. Vermag gut die erste Hälfte des Songs noch mehr als ordentlich zu fesseln, beginnt so um die 11. Minute herum das große Irrlichtern, was zumindest mir die Suppe einigermaßen versalzt. Glücklicherweise sind die übrigen, weniger ausladenden Gänge durchweg allererste Sahne und bieten alle Shadow-Gallery-Trademarks auf, die das Fanboyherz höher schlagen lassen: eingängige, teils fast schon zuckersüße Ohrwurmmelodien, Mike Bakers (RIP) ausdrucksstarker Wundergesang, famose Keyboard-, Gitarren-und Querflötenläufe, manchmal gar simultan, große Freude, große Freude. Als Anspieltipp empfehle ich das rockige "Darktown". Nein, den eleganten Ohrwurm "Say Goodbye to the Morning". Ach was, es wird der mitreißende Opener "The Dance of Fools" (
https://m.youtube.com/watch?v=DH-4H-mY4Aw&pp=ygUhc2hhZG93IGdhbGxlcnkgdGhlIGRhbmNlIG9mIGZvb2xz). Nun ja, eigentlich das ganze Album. Also minus den abschließenden Longtrack. Wer braucht schon solche Mammutstücke?
62. Haken - The Mountain (UK, 2013)
Es ist kein Geheimnis, dass das Vereinigte Königreich der Welt die schönsten aller Berge geschenkt hat. Sie befinden sich allesamt im äußersten Nordwesten des Landes, hören auf solch klangvolle Namen wie An Teallach, Beinn Alligin oder Suilven, und wer bereits einmal die schottischen Highlands bereist hat (und sich ein wenig in der dortigen Hillwalking-Szene auskennt), wird schon bei der bloßen Lektüre dieser Namen allergrößte Mühe haben, den umgehend einsetzenden Speichelfluss in geregelte Bahnen zu lenken. Um es gleich zu sagen: Dieses alles überragende Niveau erreicht der Hakensche Berg nicht ganz, Inselherkunft hin, Inselherkunft her; gleichwohl haben wir es bei ihm natürlich mit einem formidablen Brocken Progressive Rock bis Metal zu tun, dessen Besteigung zwar Kondition und Konzentration erfordert, aber uneingeschränkt zu empfehlen ist, umfasst das Gipfelpanorama doch Perlen wie etwa den Bandklassiker "Cockroach King" (grandioser Satzgesang!), das wunderschöne, choralartige "Because It's There" (ach, wäre es doch bloß nicht so schnell vorbei...) oder das angenehm frickelige, mit einem herausragenden Refrain gesegnete "Pareidolia" (
https://m.youtube.com/watch?v=kr_gROZmTtA&pp=ygUQaGFrZW4gcGFyZWlkb2xpYQ==). Nachdem mit dem zwischen Marillion und Porcupine Tree oszillierenden "Somebody" schließlich auf dramatische Weise die Sonne untergegangen ist, macht man sich zufrieden an den Abstieg, freut sich auf das
pint after the peak und plant die Touren für die nächsten Tage, nachzulesen dann auf
walkhighlands.co.uk respektive im "Gerade im Player"-Faden...